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RE: Märchenstunde

#1 von Sirius , 14.03.2018 21:13

… das kürzeste Märchen der Welt:

Es war einmal ein stattlicher Prinz, der die wunderschöne Prinzessin fragte:
„Willst Du mich heiraten?“
Und sie antwortete:
„…NEIN !!!“
Und der Prinz lebte viele Jahre lang glücklich und ging angeln und jagen und hing jeden Tag mit seinen Freunden herum und trank viel Bier und betrank sich so oft er wollte, spielte Golf, ließ seine Jacke auf der Stuhllehne im Esszimmer hängen und hatte Sex mit Dirnen und Nachbarinnen und Freundinnen und furzte nach Herzenslust und sang und rülpste und kratzte sich ausgiebig am Sack.

Quelle: Deecee


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RE: Märchenstunde

#2 von Sirius , 15.03.2018 22:07

Hänsel und Gretel (Kurzversion)

Nahrungsmittel werden knapp
Eltern schieben Kinder ab
Opfer von Familienplanung
Haben davon keine Ahnung

Suchen ihre alte Wohnung
Irren durch die Fichtenschonung
Abend naht, der Forst wird stiller
Gören finden eine Villa

Knabberriegel, süß Geklunker
Stichwort : Kalorieenbunker
Kinderaugen läuchten heller
Besitzer steht auf Kinderteller

Brüderlein, das rafft verschwommen
Irgendwie in Haft genommen
Alles was das Heinzel rafft
Ihm droht nun die Einzelhaft

Schlechte Karten, Falle, Zwinger
Kontrollierter Zeigefinger
Oma droht das Schlachtfest an
doch die Schwester macht es dann

Sie schiebt die Oma auf die Schnelle
in die alte Mikrowelle
Weit und breit kein Sanitäter
Keine Zeugen – keine Täter

Deecee


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RE: Märchenstunde

#3 von Sirius , 16.03.2018 21:51

Hänsel und Gretel (auf Drogen)

verliefen sich im Wald. Es war so dunkel und auch so bitter kalt. Plötzlich entdeckte Gretel ein Spinnrad. „Schau mal“, rief sie aufgeregt. Schnell lief sie hin und verlor ihr rotes Käppchen dabei. Sie krempelte sich ihren Ärmel hoch und stach sich mit der Nadel in die Vene, denn sie war schon auf Turkey. Plötzlich fiel sie um, als wenn sie in einen giftigen Apfel gebissen hätte, und es sah so aus, als ob sie noch 100 Jahre so schlafen könnte. Dann kam ein grüner Frosch angehoppelt und gab ihr einen Schmatzer auf den Mund. Dabei verwandelte er sich in eine goldene Kugel, und Gretel wachte wieder auf. Mit der goldenen Kugel konnten sich Hänsel und Gretel wieder neuen Stoff besorgen. Und wenn sie noch nicht gestorben sind, dann spritzen sie noch heute…

Deecee


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RE: Märchenstunde

#4 von Letreo71 , 17.03.2018 20:24

Na hier geht es ja heftig zu. Wie im richtigen Leben.


Schreiben macht schön.

 
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RE: Märchenstunde

#5 von Sirius , 20.03.2018 20:32

Das wird auf jeden Fall abwechslungsreich, Leo.

Murat und Aische oder (Hänsel und Gretel International)

Murat und Aische gehen dursch Wald, auf Suche nach korrekte Feuerholz.
Aische fragt Murat: „Hast Du Kettensage, Murat?“
Murat: „Normal! Hab isch in meine Tasche, oder was!?“
Auf der Suche nach korrekte Baum verirrten sie sisch krass in de Wald.
Murat: „Ey scheissse, oder was!? Hast du konkrete Plan, wo wir sind, oder was!?“
Aische: „Ne scheissse, aber isch riesche Donerbude!“
Murat: „Ja faaaatt!“ Aische: „Normal, da vorn an den Ecke!“

So fanden schließlich dursch Aisches korrekte siebte Doner-Such-Sinn den Donerbude.
Sie Probierten von jede Doner.

Plotzlich kamm voll den krasse Frau und fragt: „Was geht, warum beisst ihr in meine Haus?“
Als Strafe sperrte den Hexe Murat in krass stabilen Kafig.

Zu Aische sagte sie: „Du Frau, du kochen fur misch! Und verkaufen die Doner an den Theke.“
Murat wurde gemastet bis korrekt fett fur Essen.
Doch ein Tag hatte Aische einen fixe Idee.
Sie fragte: „Wie geht den mit den Donerbrotofen?“
Hexe: „Was geht? Bist du scheissse im Kopf, oder was?“
Aische: „Normal, isch hab kein Plan, zeigen mal, wie geht!“
Hexe: „Machen das! Komm her und mach den Augen auf!“
Aische: „Gut!“

Den Hexe buckte sisch, um den Dönerofen anzuschmeissen.
In den Augenblick Aische kickte mit korrekten Kick-Box-Kick in die fette Arrsch.

Den Hexe sagte: „Aaaahhh, scheissse, was geht? Isch fall direkt in die Scheisendreck Ofen! Oder was!? Aaaahhh isch hab krasse Schmerzen!“
Aische freute sisch und sagte: „Korrekt, den alte is konkret Tod!“
Murat: „Ey Aische, krasse Idee!“ Aische: „Normal! Oder was!?“
Murat: „Lass misch aus die scheisss Kafig. Alder!“
Aische: „Gut, warte!“

Aus Deecee


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RE: Märchenstunde

#6 von Sirius , 26.03.2018 21:10

Rotkäppchen – Wie es der Beamte erzählte

Im Kinderanfall unserer Stadtgemeinde ist eine hierorts wohnhafte noch unbeschulte Minderjährige aktenkundig, welche durch ihre unübliche Kopfbekleidung gewohnheitsrechtlich Rotkäppchen genannt zu werden pflegt.
Der Mutter besagter R. wurde seitens deren Mutter ein Schreiben zugestellt, in welchem dieselbe Mitteilung ihrer Krankheit und Pflegebedürftigkeit machte, worauf die Mutter der R. dieser die Auflage machte, der Großmutter eine Sendung von Nahrungs- und Genußmitteln zu Genesungszwecken zuzustellen. Vor ihrer Inmarschsetzung wurde die R. seitens ihrer Mutter schulisch über das Verbot betreffs Verlassens der Waldwege auf Kreisebene belehrt. Dieselbe machte sich infolge Nichtbeachtens dieser Vorschrift straffällig und begegnete beim Übertreten des diesbezüglichen Blumenpflückverbots einem polizeilich nicht gemeldeten Wolf ohne festen Wohnsitz.

Dieser verlangte in unberechtigter Amtsanmaßung Einsichtnahme in das zu Transportzwecken von Konsumgütern dienende Korbbehältnis und traf in Tötungsabsicht die Feststellung, daß die R. zu ihrer verschwägerten und verwandten im Baumbestand angemieteten Großmutter eilends war.
Da wolfseits Verknappungen auf dem Ernährungssektor vorherrschend waren, faßte er den Beschluß, bei der Großmutter der R. unter Vorlage falscher Papiere vorsprachig zu werden. Weil dieselbe wegen Augenleidens krankgeschrieben war, gelang dem in Freßvorbereitung befindlichen Untier die diesfallsige Täuschungsabsicht, worauf es unter Verschlingen der Bettlägerigen einen strafbaren Mundraub zur Durchführung brachte.
Ferner täuschte das Tier bei der später eintreffenden R. seine Identität mit der Großmutter vor, stellte derselben nach und durch Zweitverschlingung der R. seinen Tötungsvorsatz erneut unter Beweis. Der sich auf dem Dienstgang befindliche Waldbeamte B. vernahm Schnarchgeräusche und stellte deren Urheberschaft seitens des Tiermauls fest. Er reichte bei seiner Dienststelle ein Tötungsgesuch ein, das dortseits zuschlägig beschieden und pro Schuß bezuschußt wurde. Nach Beschaffung einer Pulverschießvorrichtung zu Jagdzwecken gab er in wahrgenommener Einflußnahme auf das Raubwesen einen Schuß ab. Dieses wurde nach Empfangnahme des Geschosses ablebig. Die gespreizte Beinhaltung des Getöteten weckte in dem Schußgeber die Vermutung, wonach der Leichnam Personen beinhalte.

Zwecks diesbezüglicher Feststellung öffnete er unter Zuhilfenahme eines Messers den Kadaver zur Einsichtnahme und stieß hierbei auf die noch lebhafte R. nebst Großmutter. Durch die unverhoffte Wiederbelebung bemächtigte sich beider Personen ein gesteigertes, amtlich zulässiges Lebensgefühl, dem sie durch großen Unfug, öffentliches Ärgernis, erregenden Lärm und Nichtbeachtung anderer Polizeiverordnungen Ausdruck verliehen, was ihre Haftpflichtmachung zur Folge hatte.
Der Vorfall wurde von den Kulturschaffenden Gebrüder Grimm zu Protokoll genommen und schwerbekinderten Familien in Märchenform zustellig gemacht.
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RE: Märchenstunde

#7 von scrabblix , 26.03.2018 22:27

Einfach nur herrlich!


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Märchenstunde

#8 von Sirius , 27.03.2018 21:09

Dankeschön, Leo und Lotte, dass ihr hier auch mitlest!

Rotkäppchen – Wie es der Jurist erzählte

Es war einmal eine Minderjährige. Der Überlieferung nach im vorpubertären Alter. Die Eltern des Mädchens hatten ihr in Ausübung des ihnen gesetzlich eingräumten Namenbestimmungsrechts (§1627 Abs.1, 2 BGB) den Rufnamen Rotkäppchen gegeben, unbeanstandet vom Standesamt, das gemäß §§ 16, 17 des Personenstandsgesetzes nach gebundenem Ermessen hätte widersprechen können.

Rotkäppchen wurde von der Mutter beauftragt (§ 622 BGB), Kuchen und Wein zu der im Walde wohnenden kranken Großmutter zu bringen, ohne daß übermittelt ist, ob es sich dabei um die Großmutter väterlicher- oder mütterlicherseits handelte. Im Rahmen der Aufsichtspflicht (§ 832 BGB) erfolgte eine der nach herrschender Meinung ausreichende Belehrung vor den möglichen Gefahren des Weges. In ständiger Rechtsprechung wird die Auffassung vertreten, daß selbst bei einem 6jährigen Kind, soweit keine schädlichen Neigungen festgestellt werden, es ausreicht, vor den allgemein üblichen Gefahren einer Weggefährdung zu warnen, um alsdann das Kind unbewacht zu lassen; eine ständige Begleitung durch eine Aufsichtsperson wird nicht gefordert, ein ständiges Eingesperrtsein des Kindes in diesem Alter ist weder geboten noch aus erzieherischen Gründen erwünscht (VersR 1972, Seite 54)!

Entgegen dieser für ausreichend anzusehenden Belehrung ließ sich das Kind von einem der menschlichen Sprache mächtigen Wolf in ein Gespräch verwickeln und gab bei dieser Gelegenheit Informationen preis, die der Wolf arglistig zu seinem Vorteil ausnutzte. Die insoweit erfolgte Einlassung des Kindes hinsichtlich des Gesprächs mit dem Tier ist nicht zu widerlegen, zumal bekanntermaßen auch Loriot im Fernsehen einen sprechenden Hund vorführen konnte.

Die weiteren Angaben des Mädchens anläßlich seiner Vernehmung um die Vorkommnisse im Hause der Großmutter, daß nämlich der Wolf zunächst die Großmutter und alsdann nach einem etwas verfänglichem Gespräch auch Rotkäppchen bei lebendigem Leibe verschlungen habe, wurde indirekt durch die Zeugenaussage des Jägers bestätigt, der durch Aufschneiden des sich im Tiefschlaf befindlichen Wolfs die beiden Personen unverletzt befreite. Als Präjudiz kann auf den Propheten Jonas verwiesen werden, von dem in der Bibel überliefert ist, daß er zunächst von einem Fisch (Jonas 2,1) verschlungen und nach 3 Tagen – möglicherweise wegen Unbekömmlichkeit – wieder ausgespuckt wurde (Jonas 2,11).

Das Aufschneiden des Wolfs durch den Jäger ist tatbestandsmäßig als verbotene Vivisektion zu werten. Die mögliche Einlassung des Jägers, eine Tötung des Tieres – etwa durch Kopfschuß – sei wegen der gerade laufenden Schonzeit nicht zumutbar gewesen, wäre eine Schutzbehauptung und darum unbeachtlich. Wegen des vorhandenen Notstandes entfällt jedoch zumindest der Schuldvorwurf, was eine Bestrafung ausschließt (§ 35 StGB).

Dagegen ist der Jäger wegen Tierquälerei nach dem Tierschutzgesetz zu bestrafen, soweit er als Mittäter gemeinschaftlich handelnd (§ 25 Abs.2 StGB) mit der gleichfalls straffälligen Großmutter und dem noch nicht strafmündigem Rotkäppchen (§ 19 StGB) den aufgeschnittenen Wolf mit schweren Feldsteinen füllte und so den qualvollen Tod des Tieres herbeiführte. Die verwirkte Strafe wäre jedoch mit Rücksicht auf die zuvor erbrachte Hilfeleistung zur Bewährung auszusetzen.
Dem Vernehmen nach soll Rotkäppchen später mit dem Jäger die Ehe eingegangen sein, beide sollen die Großmutter zu sich genommen haben.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lügen sie noch heute.


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RE: Märchenstunde

#9 von Sirius , 29.03.2018 21:09

Rotkäppchen – Wie es der Mathematiker erzählte

Es war einmal ein Mädchen, dem wurde eindeutig eine rote Kappe zugeordnet, wodurch es als Rotkäppchen definiert wurde. „Kind“, argumentierte die Mutter, „werde kreativ, mathematisiere die kürzeste Verbindung zur Großmutter, analysiere aber nicht die Blumen am Wege, sondern formalisiere Deinen Weg in systematischer Ordnung.“ Rotkäppchen vereinigte einen Kuchen, eine Wurst und eine Flasche Wein zu einer Menge, hinterfragte nochmals den Weg und ging los.
Im Walde schnitt Ihr Weg, den Weg eines Wolfes. Er diskutierte mit Ihr über die Relevanz eines Blumenstraußes für die Großmutter und motivierte Sie, einen geordneten, höchstens abzählbaren Strauß zu verknüpfen. Inzwischen machte der Wolf die Großmutter zu einer Teilmenge von sich.
Als Rotkäppchen dann ankam fragte Sie: „Großmutter, warum hast Du so große Augen?“
„Ich habe gerade mein BAföG erhalten!“
„Großmutter, warum hast Du so große Ohren?“
„Ich habe versucht, Prüfungsfragen durch die Tür zu erlauschen!“
„Großmutter, warum hast Du einen so großen Mund?“
„Ich habe gerade versucht, das Mensa-Essen zu schlucken!“
Daraufhin machte sich der Wolf zur konvexen Hülle von Rotkäppchen.
Ein Jäger kam, sah eine leere Menge von Großmutter im Haus und problematisierte die Frage, bis sie transparent wurde. Dann nahm er sein Messer und machte aus dem Wolf eine Schnittmenge. Die im Wolf integrierten Personen wurden schleunigst von ihm subtrahiert. Zum Wolf wurde eine mächtige Menge von Steinen addiert. Er fiel in einen zylinderförmigen kartesischen Brunnen, bis seine Restmenge nicht mehr lebte.
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RE: Märchenstunde

#10 von Letreo71 , 30.03.2018 22:41

Ich habe meinen Kindern auch mal ein selbst erfundenes Rotkäppchen erzählt, schade, dass ich es nicht mehr zusammen kriege.
Aber mein Rotkäppchen hieß Rotschläppchen, weil es immer rote Schläppchen trug und es war mit dem Roller unterwegs.
Der Wolf war ein Rocker und die Großmutter liebte Bibi Blocksberg. Vielleicht überleg ich mal ein Neues.

Was ich eigentlich sagen wollte, ich liebe Märchen, egal in welcher Form.

Danke, Sirius für die Beiträge.

Leo


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RE: Märchenstunde

#11 von Sirius , 04.04.2018 20:54

Keine Ursache, Leo. Ich habe selbst Freude daran.

Rotkäppchen – Wie es der Lateingeplagte erzählte

Rotkäppchen, das ein kleines Mädchen, das lange schwarze Zöpfe, an denen rote Haarspangen befestigt waren, hatte, war, wurde vor langer Zeit einmal von ihrer Mutter von zu hause auf’s Land, wo einmal ein Wald, in dessen Mitte eine große Lichtung mit vielen Blumen, auf der ein kleines Haus, das eine große braune Türe, die in das Wohn- und Schlafzimmer, in welchem wiederum ein großes Bett, das aus schwerem Ebenholz, auf das man ein gutes Stück Gewicht, wie zur Zeit das der alten Oma, die seit einiger Zeit sehr krank war, legen konnte, gebaut war, stand, führte, hatte, stand, lag, war, geschickt um ihr einen Korb, in dem sehr viele gute Dinge, die viele Vitamine, die zur Bekämpfung der Krankheit, die die Oma, wie der Arzt, der in der Stadt in einem Haus … (auf dessen Beschreibung ich hier nicht eingehen möchte) wohnte, gesagt hatte, hatte, geeignet waren, beinhaltete, befanden, zu bringen.

Der Wolf kommt im nächsten Satz.

Deecee


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RE: Märchenstunde

#12 von Sirius , 05.04.2018 21:07

Rotkäppchen – Wie es der Psychologe erzählte

Der vorliegende Fall, mit dem sich bereits namenhafte Psychologen beschäftigten, zeigt einmal mehr, welchen enormen Einfluß frühkindliche Prägungen auf die spätere Selbstfindung innerhalb der Gesellschaft haben.
Das 9jährige Mädchen, mit dem alles begann, hatte den Fetisch einer Roten Kappe zu eigen, die sie ständig trug und ihr so den Spitznamen Rotkäppchen einbrachte. Um ihre Handlungsmuster besser verstehen zu können, muß gesagt werden, daß sie nach dem frühen Tod ihres Vaters als Einzelkind von ihrer Mutter in eine Ersatzrolle geschoben wurde, mit der sie altersmäßig überfordert war. Da ihr außerdem ein gesundes Leitbild zur eigenen Identitätsfindung fehlte, wurde bereits im Alter von ca. 5 Jahren die Grundlage zu einem hysterisch-depressiven Wesen geschaffen.

Eines Tages beauftragte ihre Mutter Rotkäppchen, der hypochondrischen Großmutter, die durch ihr psychosomatisch bedingtes Hüftleiden so gut wie ans Bett gefesselt war, die täglichen Psychopharmaka zu bringen. Rotkäppchen, deren Unfähigkeit Bedürfnisspannen zu ertragen der Mutter unterbewusst durchaus bekannt war, wurde von ihr aufgefordert, sich nicht von ihrer Wunschbesessenheit und dem Drang zur Sofortbefriedigung überwältigen zu lassen, sondern auf direktem Wege zur Hütte der Großmutter zu gehen. Rotkäppchen gehorchte auch, bis sie einem großen, ungepflegten Wolf begegnete. In ihrer vorpubertären Naivität erkannte sie seinen äußerst stark erlebten Impuls zur Überkompensation von Aggressivität nicht.

Er schlug vor, der Großmutter einen Strauss Blumen von der nahegelegenen Wiese zu pflücken, denn als allgemeingesellschaftliches Symbol für Zuneigung würde dieser vielleicht die Angst der alten Frau mildern, nicht wirklich geliebt zu werden.
Als das naive Mädchen begann, gemäß ihrer persönlichen Farbpräferenzen Blumen auszuwählen, machte sich der Wolf auf den Weg zur Großmutter und sein aggressives Energiepotential entlud sich spontan, indem er die alte Frau auf der Stelle fraß. Als Rotkäppchen die Hütte betrat, bemerkte sie – als Selbstschutz bereits abgestumpft im Umgang mit der kränkelnden Frau – keinerlei Veränderung. Lediglich einige unwesentliche Äußerlichkeiten wurden ihr intuitiv bewusst und so fragte sie:
„Großmutter, warum hast Du so große Augen?“
„Damit ich Deine Körpersprache besser analysieren kann.“
„Aber Großmutter, warum hast Du so große Ohren?“
„Damit ich Deine Ängste besser verstehen kann.“
„Und – warum hast Du so einen großen Mund?“
„Damit ich Dir bessere Tips für Deine Ich-Findung geben kann.“
Mit diesen Worten verschlang der Wolf das Mädchen und fiel alsbald in einen traumlosen Schlaf.

Nun ereignete es sich zur selben Zeit, daß S. Freud dem Ursprung des Über-Ichs auf der Spur war, den er ganz in der Nähe dieser Hütte vermutete. Als er das laute Schnarchen des Wolfes hörte, fühlte er sofort, daß nur ein Wesen mit einer starken schizoiden Ausprägung solche Töne von sich geben könne. Immer auf der Suche nach aussagekräftigen Beispielfällen für sein neues Buch betrat er die Hütte, weckte vorsichtig den Wolf und versprach ihm 50 kostenlose Therapiestunden, wenn er ihm seine Lebensgeschichte erzählte.
Das nun Folgende ist ein erschreckendes Beispiel für die Auswirkungen intrafamiliärer Spannungen auf die Entwicklung eines Welpen.

Als Kleinstwolf von nur wenigen Wochen verließ sein Vater das Rudel und die Mutter begann ein Verhältnis mit einem gefürchteten Pittbul Terrier aus Hannovers Innenstadt. Dessen rauhe, um nicht zu sagen, brutalen Umgangsformen gegenüber den Welpen beeinflussten deren zart-sensibles Gefühlsleben nachhaltig. Da sie in der Folgezeit nicht die benötigte Atmosphäre der Geborgenheit fanden, um ein Urvertrauen in das Leben zu entwickeln, blieb die allererste Du-Findung aus und es entstand ein tiefes Mißtrauen gegen die Welt sowie das permanente Gefühl, sich zur Wehr setzten zu müssen. Die latente Unfähigkeit, adäquat zu kommunizieren verhinderte die spätere psychosoziale Selbstfindung.
Nach zwei gescheiterten Hypnoseversuchen, mehreren Zeichnungen und einem sehr intensiven Gespräch gelang es dem Meister der Psychoanalyse jedoch, das so lange vor der Umwelt versteckte, mitfühlende Ich des Wolfes anzusprechen und dieser übergab sich gerade noch rechtzeitig, um Rotkäppchen und seine Großmutter lebend herauszuwürgen.

Da Freud unmöglich alle drei Personen betreuen konnte – immerhin waren traumatische Folgen zu erwarten – holte er schnell einige Kollegen zur Stelle, um eine persönliche Betreuung während und nach dem Abklingen des akuten Schockzustandes zu gewährleisten.
Eine mehrjährige Therapie ermöglichte es Rotkäppchen und seiner Großmutter schließlich, ihre Klaustrophobie zu überwinden. Der verkannte und mißverstandene Wolf allerdings konnte mit seinen Schuldgefühlen nicht leben. Auch eine stationäre Behandlung hinderte ihn nicht daran, beim ersten Freigang aus seiner Kammer dem letztlich auf Selbstvernichtung ausgerichteten Todestrieb nachzugeben und sich in den klinikeigenen Brunnen zu stürzen.
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RE: Märchenstunde

#13 von Sirius , 09.04.2018 21:01

Rotkäppchen – Wie es Joachim Ringelnatz erzählte

Also Kinners, wenn ihr mal fünf Minuten lang das Maul halten könnt, dann will ich euch die Geschichte vom Rotkäppchen erzählen, wenn ich mir das noch zusammenreimen kann. Der alte Kapitän Muckelmann hat mir das vorerzählt, als ich noch so klein und so dumm war, wie ihr jetzt seid. Und Kapitän Muckelmann hat nie gelogen.
Also lissen tu mi. Da war mal ein kleines Mädchen. Das wurde Rotkäppchen angetitelt – genannt heißt das. Weil es Tag und Nacht eine rote Kappe auf dem Kopfe hatte. Das war ein schönes Mädchen, so rot wie Blut und so weiß wie Schnee und so schwarz wie Ebenholz. Mit Rotkappchen so große runde Augen und hinten so ganz dicke Beine und vorn – na, kurz eine verflucht schöne, wunderbare, saubere Dirn.
Und eines Tages schickte die Mutter sie durch den Wald zur Grossmutter; die war natürlich krank. Und die Mutter gab Rotkäppchen einen Korb mit drei Flaschen spanischem Wein und zwei Flaschen schottischem Whisky und einer Flasche Rostocker Korn und einer Flasche Schwedenpunsch und einer Buttel mit Köm und noch ein paar Flaschen Bier und Kuchen und solchem Kram mit, damit sich Großmutter mal erst stärken sollte.

„Rotkäppchen“, sagte die Mutter noch extra, „geh nicht vom Wege ab, denn im Walde gibt’s wilde Wölfe!“ (Das ganze muss sich bei Nikolajew oder sonstwo in Sibirien abgespielt haben.) Rotkäppchen versprach alles und ging los. Und im Walde begegnete ihr der Wolf. Der fragte:
„Rotkäppchen, wo gehst du denn hin?“
Und da erzählte sie ihm alles, was ihr schon wisst. Und er fragte: „Wo wohnt denn deine Großmutter?“
Und sie sagte ihm das ganz genau: „Schwiegerstrasse dreizehn zur ebenen Erde.“
Und da zeigte der Wolf dem Kinde saftige Himbeeren und Erdbeeren und lockte sie so vom Wege ab in den tiefen Wald. Und während sie fleißig Beeren pflückte, lief der Wolf mit vollen Segeln nach der Schwiegerstrasse Nummero dreizehn und klopfte zur ebenen Erde bei der Großmutter an die Tür.
Die Großmutter war ein misstrauisches, altes Weib mit vielen Zahnlücken. Deshalb fragte sie barsch:
„Wer klopft da an mein Häuschen?“
Und da antwortete der Wolf draußen mit verstellter Stimme: „Ich bin es, Dornröschen!“
Und da rief die Alte: „Herein!“
Und da fegte der Wolf ins Zimmer hinein. Und da zog sich die Alte ihre Nachtjacke an und setzte ihre Nachthaube auf und fraß den Wolf mit Haut und Haar auf.

Unterdessen hatte sich Rotkäppchen im Walde verirrt. Und wie so pissdumme Mädel sind, fing sie an, laut zu heulen. Und das hörte der Jäger im tiefen Wald und eilte herbei. Na – und was geht uns das an, was die beiden dort im tiefen Walde mitnander vorgehabt haben, denn es war inzwischen ganz dunkel geworden, jedenfalls brachte er sie auf den richtigen Weg. Also lief sie nun in die Schwiegerstrasse. Und da sah sie, dass ihre Großmutter ganz dick aufgedunsen war. Und Rotkäppchen fragte:
„Großmutter, warum hast du denn so große Augen?“
Und die Großmutter antwortete: „Damit ich dich besser sehen kann!“
Und da fragte Rotkäppchen weiter: „Großmutter, warum hast du denn so große Ohren?“
Und die Großmutter antwortete: „Damit ich dich besser hören kann!“
Und da fragte Rotkäppchen weiter: „Großmutter, warum hast du denn so einen großen Mund?“
Nun ist das ja auch nicht recht, wenn Kinder so was zu einer erwachsenen Großmutter sagen. Also da wurde die Alte fuchsteufelswild und brachte kein Wort mehr heraus, sondern fraß das arme Rotkäppchen mit Haut und Haar auf. Und dann schnarchte sie wie ein Walfisch. Und draußen ging gerade der Jäger vorbei. Und der wunderte sich, wieso ein Walfisch in die Schwiegerstrasse käme. Und da lud er seine Flinte und zog sein langes Messer aus der Scheide und trat, ohne anzuklopfen, in die Stube.
Und da sah‘ er zu seinem Schrecken statt einem Walfisch die aufgedunsene Großmutter im Bett. Und – diavolo caraitro! – Da schlag einer lang an Deck hin ! – Es ist kaum zu glauben! – Hat doch das alte gefräßige Weib auch noch den Jäger aufgefressen. – Ja, da glotzt ihr Gören und sperrt das Maul auf, als käme da noch was. – Aber schert euch jetzt mal aus dem Wind, sonst mach ich euch Beine.

Mir ist schon sowieso die Kehle ganz trocken von den dummen Geschichten, die doch alle nur erlogen und erstunken sind. Marsch fort! Lasst euren Vater jetzt eins trinken, ihr – überflüssige Fischbrut!

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RE: Märchenstunde

#14 von Sirius , 14.04.2018 11:19

Rotkäppchen – Wie es politisch korrekt erzählt wird

Es war einmal ein junger Mensch namens Rotkäppchen, sie lebte mit ihrer Mutter am Rande eines großen Waldes. Eines Tages bat ihre Mutter sie, ihrer Großmutter einen Korb frischen Obstes und natriumarmen Mineralwassers zu bringen. Dieses beileibe nicht, weil es sich hier um eine typische Frauenarbeit handelt, sondern weil eine derartige Handlungsweise hilft, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erzeugen.
Schließlich ist die Großmutter auch keinesfalls krank, sondern im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte, von daher also durchaus in der Lage, ihr Leben als reife Erwachsene selbst in die Hand zu nehmen.

So streifte also Rotkäppchen mit ihrem Korb durch den Wald. Viele Menschen glaubten, der Wald sei gefährlich und voller dunkler Kräfte und setzten nie auch nur einen Fuß in seine Nähe. Rotkäppchen jedoch vertraute viel zu sehr Ihrer knospenden Sexualität, als daß derartig Freudianische Vorstellungen sie hätten einschüchtern können. Auf dem Weg zum Haus ihrer Großmutter wurde Rotkäppchen von einem Wolf angesprochen, der wissen wollte, was sie in ihrem Korb habe.
„Reformhauskost für meine Großmutter, die selbstverständlich alleine in der Lage ist, ihr Leben als reife Erwachsene zu führen.“ antwortete Rotkäppchen.
Der Wolf aber entgegnete:“ Weißt Du, Kleines, es ist gar nicht so ungefährlich für ein kleines Mädchen, sich in diesem Wald herumzutreiben.“
Sofort sagte Rotkäppchen:“ Ich finde Deine sexistische Bemerkung zwar außerordentlich beleidigend, bin jedoch bereit, diese zu ignorieren, da Du ein klassischer Außenseiter der Gesellschaft bist und der Streß dieses sozialen Status bei Dir zur Entwicklung eines eigenen, für Dich individuell gültigen Weltbildes geführt hat. Nun entschuldige mich aber, ich muß weiter.“

Und Rotkäppchen folgte weiter der Straße zum Haus ihrer Großmutter. Der Wolf aber, dessen Status als Außenseiter ihn von der sklavischen Verfolgung linearer, in der westlichen Kultur begründeten Denkmuster befreit hatte, wußte eine Abkürzung.
Er brach in das Haus ein und fraß die Oma, ein für einen Fleischfresser für sich genommen durchaus legitimes Verhalten. Nun aber, ungehemmt von starren, traditionalistischen Vorstellungen von männlichem und weiblichem Verhalten, legte er die Kleider der Großmutter an und kletterte in ihr Bett.

Als Rotkäppchen die Waldhütte betrat, rief sie: Großmutter, ich habe Dir ein paar fett- und cholesterinarme Lebensmittel mitgebracht um Dich in Deiner Rolle als weiser und nährender Mutter des Matriarchats zu stärken.“
„Näher, mein Kind, komm näher.“ ertönte es leise vom Bett.
„Oh je“, rief Rotkäppchen, „ich hatte ja ganz vergessen, daß Du optisch herausgefordert bist wie eine Fledermaus. Oma, was hast Du nur für große Augen!“
„Viel haben sie gesehen, und viel vergeben, meine Liebe.“
„Oma, was hast Du nur für eine große Nase. Selbstverständlich nur eher vergleichsweise und durchaus schön auf ihre eigene Art.“
„Viel hat sie gerochen, und viel vergeben, meine Liebe.“
„Großmutter, wie groß sind Deine Zähne!“
„Ich bin durchaus zufrieden mit meiner Identität und was damit zusammenhängt“ sagte der Wolf und sprang aus dem Bett. Sofort packte er sie mit seinen Klauen in der Absicht, sie alsbald zu verzehren.

Rotkäppchen schrie auf, nicht aus Besorgnis über des Wolfs offensichtliche Tendenz sich über bürgerliche Normen geschlechtsspezifischer Kleidung hinwegzusetzen, sondern wegen des bewußten Eindringens in ihre Privatsphäre. Ihre Schreie wurden von einem vorbeigehenden Holzfäller gehört (er selbst zieht es vor, sich als Ingenieur für nachwachsende Rohstoffe zu bezeichnen). Er stürmte sofort in die Hütte, nahm die Gefahr wahr, und wollte Rotkäppchen zu Hilfe eilen. Als er aber seine Axt hob, ließ der Wolf von Rotkäppchen ab und beide wandten sich ihm zu.

„Was glaubst Du eigentlich, was Du hier machst?“ herrschte Rotkäppchen ihn an. Der Holzfäller zuckte zusammen und er versuchte zu antworten, doch ihm fehlten die Worte. „Du platzt hier rein wie ein Neandertaler, im Vertrauen auf Deine Waffe, die Dir das Denken abnimmt“, schimpfte sie, „Sexist! Rassist! Was bildest Du Dir eigentlich ein, anzunehmen, Frauen und Wölfe könnten ihre Probleme nicht ohne die Hilfe eines Mannes lösen?“
Als die Großmutter Rotkäppchens leidenschaftliche Worte hörte, sprang sie aus dem Maul des Wolfs, ergriff die Axt des Holzfällers und hieb ihm den Kopf ab. Nach diesem Gottesurteil ergriff Rotkäppchen, ihre Großmutter und den Wolf ein eigentümliches Gefühl für die Gemeinsamkeit ihrer Interessen und so entschieden sie sich, eine auf gegenseitigen Respekt und Rücksichtnahme gegründete WG zu bilden, worin sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage lebten.

Gegendarstellung

Entschuldigen Sie bitte mein Herr, aber soeben las ich Ihre äußerst beeindruckende Dokumentation von diesem kleine frechen Gör genannt Rotkäppchen und dem Herrn Wolf. Leider mußte ich jedoch ausgerechnet bei dem Artikel „Rotkäppchen – politisch korrekt“ einen vulminanten Mißgriff feststellen:
Ich habe nämlich hier eine deutliche Verunglimpfung der Neandertaler-Rasse vernommen!
DAS nennen Sie politisch korrekt?
Ich bitte doch das richtigzustellen. Bitte verbreiten Sie folgende Gegendarstellung über Ihre Homepage:
„Noch niemals nicht haben wir Neandertaler uns von einer Axt das Denken abnehmen lassen. Wir benutzen ausschließlich Keulen, jawoll!“
Vielen Dank, mein Herr
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RE: Märchenstunde

#15 von Jonny , 15.04.2018 12:31

Einfach genial, Sirius!

Jonny

 
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