Ulrike Draesner: „Kanalschwimmer“ – Die längste Nacht
Ulrike Draesner erzählt von einem „Kanalschwimmer“ und den Kämpfen in dessen Kopf.
Großbritannien scheint heute weiter weg vom europäischen Festland, als nur durch den Ärmelkanal getrennt. Aber was heißt hier nur? Der ist an seiner engsten Stelle immer noch 32,31 Kilometer breit. Diese Strecke ohne Hilfsmittel zu bezwingen, nur mit der eigenen Muskelkraft, versuchen jedes Jahr rund hundert Menschen. Leute wie der Engländer Charles zum Beispiel, ein 62 Jahre alter Wissenschaftler, der lange in Deutschland gelebt hat. Von ihm erzählt Ulrike Draesner in ihrem Roman „Kanalschwimmer“.
Was treibt ihn ins kalte Wasser? Er ist kein Leistungsschwimmer, nimmt an keinem Wettbewerb teil – wenn man nicht das Überwinden der eigenen Grenzen so nennen will, – , keiner äußeren „Challenge“. Sein Weg von England nach Frankreich soll ihm helfen, den eigenen Kompass neu zu kalibrieren. Man muss sich nicht nass machen, um in den Sog dieses Buches zu geraten.
Eigentlich erzählt Ulrike Draesner nur von zwei Tagen, begleitet die letzten Vorbereitungen Charles’, wozu auch gehört, sich die Namen derer anzuschauen, die bei der Durchquerung des Kanals starben. Dann schwimmt er selbst, „Schlag, Herz, Schlag“, Kilometer um Kilometer, Stunde um Stunde. „Es war die längste Nacht seines Lebens.“ Die kleine Besatzung auf dem Boot, das die registrierten Kanalschwimmer üblicherweise begleitet, gibt ihm Zeichen und füttert ihn. Während die Autorin die Handlung auf Charles und seine Begegnungen mit wenigen Menschen am Strand von Dover konzentriert erzählt, steigt sie dazwischen immer wieder in den Kopf des Schwimmers, um seine Erinnerungen hervorzuholen – ungeordnet, sich langsam zusammensetzend.
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https://www.fr.de/kultur/literatur/ulrik...t-13117349.html
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