Abendfriede

Über den Dächern schmilzt der Tag.
Die Fenster schließen sich wie alte Wunden.
Jeder hat irgendwie nach Haus gefunden,
und in den Uhren rundet sich der Schlag.

Hautüren lehnen sich ans Haus.
Vorgärten rutschen unter grüne Hecken.
Die ganze Welt beginnt sich zuzudecken,
und große Plätze wachsen groß hinaus.

Laternen geben sich die Lichterhand.
Die Straßen gleichen endlos langen Leinen.
Kirchtürme lieben sich auf hohen Beinen,
und irgendwas schmeckt wohl nach Vaterland.

Wer Zaungast ist, der bleibt jetzt stehn.
Und sucht sich einen Platz in einer Mitte.
Und lächelt eine weißgedeckte Bitte
und wird zum Hausfreund im Vorübergehn.

Miriam Francis