Und so
Wir saßen anfangs nur irgendwo am Wegrand
und jeder starrte in sein eignes Leben rein.
Da unser Schweigen sich noch zu einem Wort fand,
ließ fremder Schmerz den eigenen allein.
War nicht der Prinz auf einem stolzen Schimmel,
und du warst nicht die Königin der Nacht.
Und zwischen uns noch unberührter Himmel,
den haben wir in unser Haus gebracht.
Und so gingen wir,
und so sprachen wir,
und so lebten wir im Arm des andern, so nah.
So kam von fern ein ungeahnter Frühling,
der hob im Herbst die alten Blätter wieder auf.
Und da, wo sonst im Baum ein schwerer Sturm hing,
trug uns ein Schmetterling ins dichte Grün hinauf.
In unsren Händen hielten wir die Zeit fest,
in unsren Augen durchschliefen wir die Nacht.
Wenn man, was leicht ist, einfach leicht lässt,
hat man das Schwere schon schwerelos gemacht.
Und so lachten wir,
und so träumten wir,
und so liebten wir im Arm des andern, so nah.
Dann kam der Winter mit seinem kalten Schweigen,
da kroch die Kälte tief in unsre Haut.
Wir vergaßen, die Zärtlichkeit zu zeigen
und unser Blut, das rann nicht mehr so laut.
Wir sprachen zu oft dieses Wörtchen „leider",
der Schnee aufs Herz fiel schneller als gedacht.
Und wir umarmten nur noch alte Kleider,
so legte sich auf uns die schon verbrauchte Nacht.
Und so gingen wir,
und so schwiegen wir,
und so starben wir im Arm des andern, so fern.
Sirius
Reset the World!
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Ach, Sirius, dass ist wieder so schön geschrieben, ganz so wie ich es mag.
Die letzten zwei Strophen sind wundervoll. Wie das ganze Gedicht.
Ich bin im Kommentieren nicht so wortgewandt, manchmal möchte ich mehr zu so einem schönen Gedicht schreiben
und dann will es einfach nicht raus. Dann schreibe ich einfach, dass es mir sehr gefällt.
Und dein Gedicht gefällt mir sehr!
Eine gute Nacht wünscht
Jonny
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Lieber Sirius,
die Art, wie du die Worte wählst und behutsam in Verse bettest, so als sollten sie nicht zerbrechen, fasziniert mich immer wieder.
Danke Sirius.
Lieben Gruß
Letreo
Schreiben macht schön.
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Genau das ist es, liebe Letreo...
Sirius, lieber, ich habe keine Worte dafür...
Frollein a.
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Lieber Jonny,
das war ein wunderbarer Kommentar von dir! Ich weiß genau, was du meinst mit dem Kommentieren, mir geht es selber auch oft ebenso. Wichtig ist doch nur, dass man für einen flüchtigen Augenblick etwas bewegt hat beim Leser, so wie man beim Schreiben die Traurigkeit empfand.
Ich danke dir daher sehr, lieber Jonny.
Liebe Letreo,
das hast du schön gesagt, diese Interpretation gefällt mir sehr! Herzlichen Dank dir!
Sirius
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Liebes Frollein a.,
ich hab ein paar Worte für dich: Ich danke dir von Herzen!
Sirius
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Das ist so traurigschön, Sirius! Und es bleibt die Frage: Warum?
Liebe Lottegrüße
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Ich weiß nicht warum, liebe Lotte. In meinen Gedichten bin ich meistens traurig.
Reset the World!
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