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RE: Fluss des Vergessens

#1 von Karl Ludwig , 01.03.2016 11:18

Man wandert nicht durchs Leben, ohne sich das Ein- oder Andere einzufangen. Hier ein gebrochenes Herz (wobei es unerheblich ist, ob verursacht oder erlitten), dort eine Unterdosis Mut, und da hinten hat man sich unter Umständen sogar das Hirn zuscheißen lassen...

Man hat gelogen, des Nächsten Weib (oder Mann) begehrt,gesoffen und Schlimmeres, hemmungslos gesündigt...

Man möchte vielleicht vergessen? Sich nicht an all die Niederlagen erinnern, keine Siege mehr vorgaukeln?

Da hilft nur noch der Fluss des Vergessens. Er soll ja sämtliche Wunden, die das Leben so schlägt wieder heilen, indem er diese Quälgeister im Kopf aus den Kopf schwemmt.

Der Legende nach liegt der Ursprung vom Fluss des Vergessens gleich hinter den Gipfeln der Ereignisse als ein stetiger Quelltopf. Der Überlauf bewässert die Oasen der Verdrängung, schlängelt sich an grasenden Herden von blindwütiger Selbstbeweihräucherung vorbei, bevor er in einer Wüste ohne Vergangenheit im Sande verläuft. Oder auch ins Meer der Ewigkeit mündet, wer weiß das schon ganz genau?

Der Pilger muss die zerklüfteten Schluchten des Geschehens überwinden, die Realität weit hinter sich lassen, nur von seinen Instinkten geleitet. Allerdings ist der Pilger nach Überquerung der karstigen Steilwände voller Erinnerungen immer recht durstig. Deswegen weiß keiner, wo genau sich dieses Gewässer zur Zeit aufhält...

Der heilige Mann sitzt im Lotussitz auf einem Pfahl und hatte sich 40 Jahre lang nicht die Fussnägel geschnitten, so heilig war er geworden, seitdem er den Fluss gefunden und als bislang Einziger sogar den Rückweg. Er brachte einen Binsenflechtkorb voll getrocknetem Flusswasser mit.

Das ist wenigstens ehrlich erworbene Heiligkeit, nicht so eine billige Seligsprechung aus rein sakral-politischen Gründen.

Seine Jünger sitzen im Halbkreis um ihn herum. Bei besonderen Zeremonien darf jeder eine Prise kosten und für einige Stunden die vollkommene Ekstase der Erinnerungslosigkeit erleben.

Ein Spiegel wird herumgereicht, aber es handele sich NICHT um eine Koksparty. Leise Staubsaugergeräusche sind zu vernehmen als dehydriertes Wasser geschnupft wird.

"Merkst du schon eine Wirkung?"

"Bitte?"

"Was?"

"Wie was? WIRR-KUNG?"

"Wann?"

"Doch schon? Eventuell?"

"Wovon ist hier überhaupt die Rede?"

"Welche Rede?" Der Sprecher schaut verstört in den Spiegel.

"Das ist vermutlich dein Gesicht."

"Gesicht? Worüber sprichst du?"

"Die da gerade."

"Meinst du mich?"

"Glaub ich."

"Gestatten, ich heiße ... äh, Moment..." Sprecher holt einen Zettel hervor "Hinterher aufräumen? Äh, nein. Zettel nicht vergessen?"

"Glaube ich nicht."

"Was?"

"Nicht vergessen. Äh, Zettel, glaube ich."

"Dieser Zettel hier?"

"Ja, und ich heiße..." Sprecher blickt in seine Handfläche "Bismarkstraße Drei? Nee, warte, vielleicht eher Noch ein Bier?"

"Ja."

"Wo sind wir? Wer bist du?"

"Mein Herr?"

"Meiner?"

"Nee ganz allgemein ... Aber was?"

Der Guru kichert leise vor sich hin. Echt, besser als Kino. An die Bedeutung des Begriffes Kino würde er sich bestimmt mit nur ein wenig Konzentration erinnern... na, viele Stühle, Leinwand, Zuschauer ...


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RE: Fluss des Vergessens

#2 von Sirius , 01.03.2016 19:50

Mein Gott, klsa, wann schreibst du das bloß alles?
Das ist so herrlich überdreht, aus der Philosophie des Pfahlsitzers heraus direkt in die Einsamkeit des Klositzers hinein. Ganz ausgezeichnet wieder!

Sirius


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RE: Fluss des Vergessens

#3 von Karl Ludwig , 01.03.2016 19:57

Sag Bescheid, wenn es zu viel wird. Ich habe nun mal mein Leben so organisiert, dass ich täglich bis zu 10 Stunden meinen Obsessionen folgen kann.


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RE: Fluss des Vergessens

#4 von Sirius , 01.03.2016 20:10

Nee, uns wird es nicht zu viel!


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RE: Fluss des Vergessens

#5 von Karl Ludwig , 02.03.2016 06:06

Ich gebe in diesem Zusammenhang auch zu bedenken, dass ich viel, schätzungsweise ein Drittel, aus dem Bunker hole und überarbeite, anders verknüpfe, etc. Das mache ich bei meiner Musik ähnlich: 'Ey, das ist von dir. Das ist fast schon: Das hat's, was auch immer, doch hier muss noch etwas nachgebessert werden. Ich bin Vollzeit Mörder. Ich schlage Zeit tot! DAS ist wahrer Luxus!


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