Auf meinem Tisch
aus Bein
liegt immer
ein halber Gedanke
an Dich
dort
lächelt er sich
die Zähne aus
und wischt sich
tiefgläubig durch's Gesicht
mein leuchtendes Gespinst
warmes Brot
aus Ginst
(weegee)
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Wie heimelig und wärmend und innig, lieber Jörn. Dein Gedicht erinnert mich an Erich Frieds "Worte"
Wenn meinen Worten die Silben ausfallen vor Müdigkeit
und auf der Schreibmaschine die dummen Fehler beginnen
wenn ich einschlafen will und nicht mehr wachen zur täglichen Trauer
um das was geschieht in der Welt und was ich nicht verhindern kann
beginnt da und dort ein Wort sich zu putzen und leise zu summen
und ein halber Gedanke kämmt sich und sucht einen anderen
der vielleicht eben noch an etwas gewürgt hat was er nicht schlucken konnte
doch jetzt sich umsieht
und den halben Gedanken an der Hand nimmt und sagt zu ihm: Komm...
Einzig das sich die Zähne auslächeln, hat etwas Fratzenhaftes, ich musste unweigerlich dabei an diese ausgeschnittenen Kürbisse an Halloween denken. Das tiefgläubige durchs Gesicht wischen, wirkte hingegen auf mich sehr andächtig und fast heilig.
Liebe Grüße
Frollein a.
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Frieds Gedicht kannte ich nicht bis dato --- isch schwöre!
Deine Assoziation Halloween-Kürbis finde ich bemerkenswert, ganz erstaunlich. Vielleicht hat der halbe Gedanke ja tatsächlich auch etwas Fratzenhaftes...sich die Zähne auslächeln könnte aber auch heißen, dass er jetzt friedlich, weil zahn- und waffen- und wehrlos daliegt. Wer weiß das schon, wenn nicht der Leser, jeder für sich.
Hab innigsten Dank, liebe Ann...
Jörn
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