Liebeslied



manchmal
löse ich das band

blaue seide
mittagsommerhimmel
das tuch verschlissen
verblasst die handschrift
am karton


langsam - stetig
zerfällt der flügel
all die farben
grau
wie nachts die katzen

hungrig schleichen sie ums haus
schaurig
klingt ihr liebeslied
nach schmerz und tod
und angst

Ein sehr bedrückendes Liebeslied und die ersten beiden Verse habe ich nicht so recht verstanden,liebe charis.

Ich sehe das LI die Schachtel der Erinnerungen öffnen, Briefe, Fotos oder Gedanken, die einen Moment der Nähe zu dem verstorbenen Liebsten herstellen, bis der schmerzliche Alltag wieder die Überhand gewinnt.

Vielleicht liege ich völlig daneben, aber so oder so, habe ich es gern gelesen, liebe charis!

Vielen Dank, liebe Scrabblix und lieber Sirius,

du liegst ziemlich richtig, liebe scarbblix, verstorben ist er allerdings nicht...das heißt...wie mans nimmt.

Lieben Gruß
charis

Liebe Charis,

Mir gefällt die leise Wehmut , die im Gedicht mitschwingt und der Hinweis auf Tod und Angst. Liedartig fand ich den Text nicht - obwohl das Lied der Katzen klang...

Liebe Grüße

Frollein a.

Bei Liebesliedern, so betitelt, schaue ich meistens kampflustig nach, weil gute Liebeslieder so selten sind. Und richtig, dies ist gar kein Liebeslied, sondern eines der "Nie-wieder-Bekenntnisse", etwas überfrachtet, aber wortgewandt (wir machen gerade Textarbeit ).

Liebeslieder wie Brechts "Ganz hoch oben" sind selten. Wir bewegen uns meistens von der bedingungslosen Anlehnung bis hin zur verbitterten Vermeidungshaltung. Dies hier ist die Antimaterie des Liebesliedes. Sicher gewollt, wenn ich nicht ganz irre.

Liebes frollein, lieber Geregory!

Vielen Dank fürs Wahrnehmen und für Eure Einträge!

Nein, ein Lied es es nicht gerade, wehmütig ja.

Es ist kein Nie-Wieder-"Bekenntnis", sondern einfach die Beschreibung von Tatsachen. "Antimaterie" finde ich aber sehr passend.

"Überfrachtet"? Da musste ich jetzt lachen, du musst einmal meine anderen Texte lesen . Ich habe den Romantik-Stil (für mich selbst) noch nicht genügend ausgereizt, wir werden sehen, wann ich die Nase davon voll habe. Ich schreibe erst seit relativ kurzer Zeit.
"Textarbeit" trifft es daher sehr gut. Ich habe nämlich ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, wie man "freie Lyrik" schreibt. Deshalb bin ich jedem, der etwas davon versteht, sehr dankbar, wenn er mir Tipps geben könnte; du kannst auch gerne an meinem(n) Text(en) herumfummeln, wenn du Lust dazu hast.

Lieben Gruß
charis

Zur Kritik (auch einer herben) gehört der unbedingte Respekt vor dem Ursprungstext. Es können nur Hinweise des Lesers sein oder generelle Verständnisprobleme. Darum wird nur "herumgefummelt, wenn es handwerklich vorteilhaft wäre. Da gibt es bei der formlosen "Form" recht wenig Anlässe
Grüße

Lieber Gregory,

Na, wenn das schon herbe Kritik war, dann kannst du ruhig noch einen Zahn zulegen, da habe ich schon noch ein bisschen Toleranzspielraum.

Danke für deine Antwort!

Lieben Gruß
charis