Sirius und ich hatten in dem Ordner 'Unwohlsein' kurz und nebenbei das Thema (Causa scriptere) 'Welche Rahmenbedingungen braucht es, um gelassen, womöglich sogar kreativ zu schreiben' angeschnitten.
Da kam mir folgende Idee: Ist es eine gute Idee, wenn ich vorschlage, dass jede/r in diesem Forum knapp oder ausschweifend, seine Motive und Gelegenheiten schildert, wenn diese Magie beschworen wird?
Warum gibt es keine vernünftigen, des Altgriechischen mächtige, männliche Musen, mal ganz so nebenbei gefragt. Wenn ich das Internet (Bilder) einschalte, erscheinen Lagerfeld, Di Caprissimo und ähnliche Museen, die mich aber nicht inspirieren.
Ich brauche zum Schreiben: Alles erledigt, was zu erledigen war, oder zumindest guten Gewissens auf einen anderen Termin verschoben. Bloß keine Hektik, Schreiben ist ja kein Schweinerennen. Dazu Jeff Beck oder ähnlich anspruchsvolle Musik. Im Hintergrund blubbert es aus der Küche. Kein Beziehungsstress, mein Kebsweib und ich leben hier voll harmonisch unsere 'Nichtbeziehung' aus. Schmerzen sollten auch woanders wen ärgern. Ein gutes Buch, Sirius und/oder anderweitige Stichwortgeber (National Geographic, Geo, Bilder der Wissenschaft, manchmal ein alter Stern, getreu dem Motto: Wenn aktuellen Nachrichten Sie aufregen – lesen Sie doch die Zeitung von Gestern, dann können Sie im schlimmsten Fall auf die aktuellen News zugreifen, um zu erfahren, wie die Sache ausgegangen ist). Interessant finde ich, dass die meisten Kommentatoren über Amiland bis zur Wahl nicht glauben wollten, dass Trump Präsident wird, und die hatten das auch mantramäßig so verkündet. Das Schreibprogramm muss eine Rechtschreibprüfung parat stellen – ich neige zu Buchstabenverdrehern. Etwas Kiffkram dazu ist auch nicht schlecht, aber nicht unbedingt nötig. Verträumt realistisch sollte es sein. Gitarre, Klavier, Musikstudioprogramm, Zeichenutensilien in Griffnähe und dann einfach drauf los. Oft bin ich selber voll verblüfft von dem, was ich so zusammenöttel. Zwischen den Anfällen tischlere ich oder kaufe ein, dabei kommen mir manchmal die tollsten Ideen. Wenn der Kreativitätsknoten erst einmal aufgelöst ist, arbeitet mein Hirn unabhängig und alleine, sogar beim Holz hacken.
Und Ihr?
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Ein schönes Thema, Karl-Ludwig!
Ich schreibe meine kreativen Sachen (Gedichte, Satiren) meistens nachts, wenn ich meine innere Ruhe habe. Als „Muse“ bezeichne ich die „Eingebung“, das Gefühl, jetzt schreiben zu wollen, die Lust dazu. Ein Vorbild brauche ich nicht.
Im Hintergrund läuft der Fernseher, der Ton ist aus, auf dem Tisch die unvermeidliche Tasse Kaffee, drei Kerzen brennen, manchmal höre ich den Sulke dabei, aber meistens lenkt er mich ab.
Ich schreibe, wenn ich eine Idee, ein Wort, den Titel, einen Anfang im Kopf habe. Und der Rest entwickelt sich dann beim Schreiben. Tut es das nicht, lasse ich es sein. Zuerst sind immer die Gedanken da. Wenn ich sie dann niederschreibe, und es gefällt MIR dann selbst, entwickelt sich alles von selbst, aber das ist nicht immer so.
Die meisten Einfälle kommen mir beim Lesen. Ich lese sehr viel und sehr schnell und behalte sehr wenig.
Deine Situation beim Schreiben hast du sehr bildlich beschrieben, Karl-Ludwig. Zu Buchstabenverdrehern neige ich auch. Gedicht schreibe ich beim ersten Mal grundsätzlich so: Gedciht.
Dazu belästigen mich Buchstaben-Diebe, aber ich habe eine geheime Lektorin, die alles wiederfindet, selbst mich. Dann umarme ich sie, und ich hoffe, sie spürrt es.
Sirius
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...ein Radio in der Ferne ist schon mal nicht schlecht, aber wenn ich mir die Kopfhörer aufsetze und Musik höre z.B. "Was Lotte hört" oder "Was Sirius hört", dann ist Schreiben zwecklos,
dann tauche ich ab.
Wenn ich Zeit habe und es eher ruhig um mich herum ist, dann kommen mir eher selten Ideen. Aber wehe, wenn ich ich mal wieder hektisch über den Ecktisch renne,
dann überrennnen mich die Ideen förmlich. Bei der Hausarbeit, beim Einkaufen, bei der Arbeit...
Am Schlimmsten aber ist es, wenn ich schlafen will und wenn dann noch Vollmond ist... Das ist oft sehr anstrengend, ich wünschte, ich könnte es steuern.
Hab ich das jetzt wirklich geschrieben?
Es gibt Situationen im Alltag, wo ich sage:"Einen Moment bitte" und dann sabbel ich in mein Handy und dann frage ich :"Was war denn?"
Das kommt nicht immer gut an. Das Gesabbel solltet ihr mal hören. Unterwegs schreibe ich auch immer auf Zettel, auch mal 'ne Serviette, oder Klopapier...
Meine Kinder sind oft tierisch genervt, weil ich sehr viel gereimt antworte, nicht absichtlich.
Ich denke, dass ich einen ziemlichen Nachholbedarf habe, ich wurde einfach zu lange ausgebremst, das habt ihr jetzt davon...
Wie mit den Bananen, ich ess täglich eine.
Das für den Anfang,
Leo
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Schreiben
Im Eingangstext hatte ich ja erst mal recht oberflächlich operiert. Dieses Thema verlangt aber nach mehr: Unprätentiöse, ehrliche Stellungnahme! Doch wie soll ich eine wahre Aussage bringen, ohne dass die sich völlig überzogen anhört? Und Tief Stapeln ist ja bekannter Maßen bloß eine Variante von Hoch Stapeln: 'Das Schreiben hat mir das Leben gerettet', hört sich wirr und anmaßend an. 'Schreiben hat viel mit Magie gemein'. Schreiben verändert die Wahrnehmung, die Weltsicht, denn was einmal hingeschrieben wurde, lässt sich nicht ohne weiteres wieder löschen. Ich tauche da in tiefem Wasser und kann nicht entscheiden, wann ich mir einen vormache und wann es der Wahrheit nahe kommt. Das Thema verlangt mehr als gefällige Selbstdarstellung und etwas Koketterie mit der 'Wahrheit'! Ich muss weit in mich hinein, tief nach innen, vorbei an alltäglichen Gedanken und unbedeutenden Sorgen, vorbei an dem Witzbold mit dem zynischen Habitus, noch tiefer, durch die Schichten aus gedankenlosen Reflexen, unter die Krusten von Verdrängtem, in die Spalten zwischen alten Schuldgefühlen und erstarrtem Bedauern … tiefer, immer tiefer bis zum silbernen Faden der Substanz.
Den zu greifen und um den Daumen zu wickeln wird nicht ganz einfach sein. Das kann einige Tage dauern. Ich arbeite daran: Wie das Schreiben meine Welt änderte.
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"Das Schreiben hat mir das Leben gerettet"...Was soll daran wirr und anmaßend sein? Ich kann das absolut unterstreichen.
Leogrüße zu dir K.L.
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