Da ist diese Frau,
ich kenne sie gut,
sie kocht sehr oft
und meist vor Wut.

Da ist dieser Mann,
ich kenne ihn nicht,
Alkohol verzerrt
ihm sein Gesicht.

Da ist dieses Kind,
ich mag es sehr,
doch es zu lieben,
fiel ihnen schwer.

Da ist diese Angst,
sie ist in mir drin,
die Angst, dass ich
genauso mal bin.

Und da bin ich, Leo, und ich finde, du hast starke Zeilen geschrieben, die vor allem durch die letzte Strophe markant werden.

Sirius

Und da bin ich, Sirius und ich sage herzlich danke.
Es enstand vor dem Einschlafen, eventuell überarbeite ich es noch ein wenig.

Leo

Hallo Letreo,
knallhart kurze Zeilen, die gefallen. Aber, wie Du schon sagst, eine Überarbeitung wäre nicht schlecht. Das schwierige an solch sehr komprimierten Texten ist: da muss wirklich jedes Wort passen. Strophe 3 ist problematisch, da Du erstens die Zeit wechselst und zweitens eine Art Dopplung vorliegt, und zwar geht es hier um das Wort beiden, da Du ja schon in den vorausgehenden Strophen auf ein Paar hinweist.


Da ist dieses Kind,
ich mag es sehr,
doch es zu lieben,
viel beiden schwer.

Lösungsvorschlag: (Zeit angepasst, Dopplung abgemildert)

Da ist dieses Kind,
ich mag es sehr,
doch es zu lieben,
fällt ihnen schwer.


Für meine Begriffe wäre der Text dann schlüssig und fertig.

LG, Unke

Hallo Unke,

vielen Dank für die Auseinandersetzung mit meinem kleinen Gedicht. ich habe erstmal den schlimmen Tippfehler in Stophe 3 ausgebessert, fiel, statt viel, ist mir einfach nicht aufgefallen.
Das "ihnen" habe ich übernommen, danke.
Ja, die Zeit wechselt, das habe ich bewusst gewählt, da ich gedanklich, zwar zurück geblickt habe, es aber so deutlich vor mir hatte.
Mal schauen, ich habe noch mehr gute Vorschläge erhalten, ich will es noch sacken lassen.
Es in der Vergangenheit zu schreiben wäre auch eine Möglichkeit:

Da war diese Frau,
ich kannte sie gut,
sie kochte sehr oft,
doch meistens vor Wut.

Da war dieser Mann,
ich kannte ihn nicht,
Alkohol verzerrte
ihm sein Gesicht.

Da war dieses Kind,
ich mochte es sehr,
doch es zu lieben,
fiel ihnen schwer.

Da ist diese Angst,
sie ist in mir drin,
die Angst, dass ich
genauso mal bin.

Dann würde es aber nicht mehr dem entsprechen, was ich vor Augen hatte.
Ich denke, es muss ein wenig ruhen. Mir war nicht bewusst, wie sehr mich diese kleinen Zeilen bewegen würden.

Liebe Grüße + einen warmen Sonnenstrahl

Letreo

Dunkle Erinnerungen finden immer wieder ihren Weg nach oben.
Und dann müssen sie raus...
So wie in deinen Zeilen, Leo.

Liebe Grüße in das Jetzt
Jonny

Deine Zeilen bewegen nicht nur dich, Leo. Dir reichen hier wenige Worte. eine Kindheit zu beschreiben, die es so nicht geben sollte.

Über das "fiel" bin ich auch gestolpert. Sollte die Situation heute aber eine andere sein, ist das "fiel" durchaus angebracht.

Liebe Lottegrüße

Danke für deine Worte, Jonny.

Liebe Grüße aus dem Jetzt,

Leo

Ja, liebe Lotte, die Situation ist heute eine andere.
Danke für deinen erneuten Kommi.

Leogrüße

Hallo zusammen,

das ist ein dunkler Text, der es ordentlich in sich hat und mich sehr berührt und beeindruckt hat. Er ist gewaltig und sehr aussagestark und hat mir sehr gefallen.

Liebe Grüße, Catweazle

Danke für deine Worte, Catweazle.

Leogrüße

Hab mich mal über deinen Avatar schlau gemacht, ist ja ein ulkiges Kerlchen, dieser.

Hallo Letreo71,

gerne. Ja, der Catweazle ist ein eigenes Kerlchen.

Liebe Grüße von diesem

Hallo zusammen,

dieser Text hat lange geruht, bis ich ihn überarbeitet habe. Vielen Dank euch allen, für wertvolle Tipps!

Leo

Da ist

Da ist diese Frau,
ich kenne sie gut,
sie kocht sehr oft,
doch meist vor Wut.

Da ist dieser Mann,
ich kenne ihn nicht,
der Alkohol
verzerrt sein Gesicht.

Da ist dieses Kind,
ich mag es sehr,
es je zu lieben,
fiel beiden schwer.

Da ist diese Angst,
sie ist in mir drin,
die Angst, dass ich
ihr Ebenbild bin.

Leo, ein guter Text.

Einzig:
"...sie kocht sehr oft,
doch meist vor Wut."

Das ist mir zu sehr Slapstick, das passt hier für mein Empfinden stilistisch nicht rein, das macht die kalt-nüchterne Betrachtung ein wenig kaputt. Für MEIN Empfinden.

Und:

"die Angst, dass ich
ihr Ebenbild bin."

Das holpert im Rhythmus. Wäre "EhrenbildE" besser?

Ein harte Thematik und Thema in soooo vielen Familien. Für mich: Betrachtet das jetzt erwachsene LI seine Kindheit und hat die Dinge jetzt ganz richtig erkannt. Und schön: Das erwachsene LI mag das Kind-LI. Ich habe oft so ein schön-seltsames Bild vor Augen: Ich, als Erwachsener, hole mich selbst ab, das Kind, das allein im Treppenhaus in den 1970er Jahren vor der elterlichen Wohnung sitzt. Ich nehme mich bei der Hand und wir gehen zusammen Eis essen. (Also gezuckertes, durchgefärbtes Wassereis, 70er Jahre halt.)

Versöhnung mit den Verhältnissen.

Und natürlich lieben der Mann und die Frau ihr Kind sehr. Das tun alle Eltern. Nur haben Sie keine innere Möglichkeit, dem Kind diese Liebe zu schenken.

LG

Jörn

Lieber weegee,

danke, dass du dich mit meinem Gedicht beschäftigt hast. Für mich ist das jetzt die Endfassung.
Als ich die Zeilen schrieb, bekam ich viele gute Tipps zur Verbesserung und war aber nicht in der Lage,
sie zu bearbeiten, wil der Text mir selbst sehr nahe ging. Das gelang mir erst jetzt.
Das Bild von dir als Erwachsenen, ist wunderschön und brachte mich zum Weinen. Hab Dank dafür!

Liebe Leogrüße