Als ob es nicht reichen würde, dass der Schreiber dieser Zeilen beim Schreiben dieser Zeilen, fast durch und durch anständig aufgrund von Alter, metaphysischen Tränen nahe ist, nein, …, aber Halt! Das muss ich jetzt mal kurz erläutern: Ich bin 66 Jahre alt und der kleine, naive, blauäugige Junge in mir wundert sich nun zusätzlich über darüber, dass er vermutlich doch nicht ganz unsterblich ist. Ist doch echt zum Heulen. Ich tu es nur deswegen nicht, weil …, denn …, und außerdem …,
So! Das musste ich einfach mal loswerden.
Schon wieder abgeschwifft. -geschwoffen? Egal, das ist mein Markenzeichen und Ihr wisst ja, was ich meine: Wieso wird Blauäugigkeit als Synonym für Naivität und Weltfremdheit benutzt, wenn nicht gar geschmäht. Ich habe blaue Augen und fühle mich zusätzlich zum Generationskonflikt wegen deswegen voll diskriminiert.
Womit ich beim Thema wäre, aber ganz ohne Hinweis auf meine (erzwungene) Altersweisheit könnte der Leser ja eventuell auf den Gedanken kommen, dass ich nur rumnölen will.
Dabei gelten wir Melaninknauserer (immerhin 10 % von allen Menschen, wenn wir Grün und Grau als Augenfarbe, und Rot- und Blond als Haarfarbe, mit dazu zählen), als (hört. hört) sexy, höflich und 'süß', was immer das auch heißen mag, - mich persönlich schließt der vermutete Bedeutungsinhalt wohl eher aus. Allerdings brauchen wir Irisunterpigmentierte mehr Alkohol für einen Abschuss. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Mein Portemonnaie fühlt sich deshalb auch diskriminiert.
Aber: Wir sterben vermutlich langsam aus! Wir werden nicht mehr gebraucht. Damals, ja, damals, als geringe Vorteile über Generationen hinweg selektiv von Nutzen waren, ach ja, selbst die Römer hatten Angst vor uns, sie mieden unseren 'teuflischen' Blick, … noch früher haben wir der Menschheit wichtige Ressourcen erschlossen. Die Neger kamen teils mit blauen Augen hier an und wurden ganz blass, – falls es morgen keine neue These über darüber geben sollte, könnte es sogar der Wahrheit entsprechen.
Vor ca. 10.000 Jahren, irgendwo in Anatolien, hatte ein Bauernkind diesen genetischen Defekt, der aber zum Vorteil wurde, als der Stamm Richtung Norden zog, wegen dem Vitamin D, welches bei hellhäutigen Menschen unter geringerer Sonneneinstrahlung effektiver vom Metabolismus produziert wird. Den Rest erledigten Mendel, Darwin, Genetik, Völkerwanderungen und ähnliche Einflussgrößen. Doch in spätestens 20.000 Jahren wird es nur noch vereinzelt zu Durchschlägen bei einer braunguckenden, weitgehendst homogen gefärbten Menschheit kommen. Von wegen, brünette Polinnen mit grünen Augen, rothaarige Irinnen mit niedlichen Sommersprossen, blonde Schwedinnen mir sooolchen Peripherien, verführerischer Blick aus grauen Brunnenaugen …, ich kannte sogar mal eine schwarzhaarige Chinesin mit knallgrüner Iris. Umwerfend!
Dass wir aussterben werden (- vermutlich -, da gibt es, wie üblich, mehrere, sich widersprechende Orakel), liegt an den rezessiven (Hell) und dominanten (Dunkel) Allelen. Bislang wusste ich gar nicht, dass ich so etwas mein eigen nenne.
In Riga gibt es ein Go Blond Festival. Ich war aber nicht vor Ort. Meine blauen Augen machen niemanden sentimental. Ich besitze nur ein defektes Gen namens OCA2.
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Das hast du herrlich ins Auge gefasst, lieber Karl-Ludwig!
Ich habe schon mal in zwei (weibliche) Augen gesehen, die vor Zorn immer dunkler wurden...
Also ich zähle mich zu den Melaninknauserern.
Was soll der Geiz.
Wieder ein toller Text von dir!
Blau-grau-äugige Grüße
Jonny
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Wie immer eine amüsante Geschichte und das wir aussterben, macht mich selber nicht so melancholisch, eher hoffnungsvoll. Wir sind ja kaum zu ertragen, nicht mal mit blauen Augen.
Sirius
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