Der innre Haushalt ruft, und du räumst auf.
Erstaunlich, was man da entdecken kann.
Einst fandst du IHN, das Bild von einem Mann.
Den strichst du dann aus deinem Lebenslauf.
Man streicht, und immer bleibt ein Überrest.
Was man vergessen will, vergisst man nicht,
man steht vor seinem eigenen Gericht -
vorbei ist nichts, hofft man es auch felsenfest.
Von allem bleibt noch was, man lebt damit.
Und öfter findet man sich selbst bloß dumm,
(so‘n bisschen ganz privates Eigentum).
Das passt, das klebt an dir wie frischer Kitt.
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Der Inhalt deines Textes ist weit entfernt von verkehrt, Angelika, und weitestgehend gut umgesetzt. Allein das häufige "man" irritiert. Habe außer das "man" mit einem "du" zu ersetzen, aber auch gerade keine Lösung parat.
Liebe Lottegrüße
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Hallo scrabblix,
danke fürs Reinsehen. Ich verstehe jetzt nicht: Was meinst du mit nicht verkehrt?
Aber zum Personalpronomen "man": Dies drückt im Gegensatz zum von dir vorgeschlagenen Du etwas Allgemeines aus. Also es ist nicht so, dass die Situation nur den einen einzigen Menschen angeht, die mit diesem "man" angesprochen wird, sondern es ist eine Erfahrung von sehr vielen Menschen, und es ist ganz legitim, es so, wie ich es getan habe, zu gebrauchen. Kästner zum Beispiel benutzt sehr oft dieses "man".
Was anderes ist es, wenn man (!) dieses "man" benutzt, um eine Tatsache zu verschleiern. Zum Beispiel so: "Man führt in XY einen Krieg." Hier wird das "man" benutzt, um den Kriegführenden nicht zu benennen, so also den Rezipienten im unklaren zu lassen. In diesem Fall hättest du recht mit deiner Kritik am "man", wenn du darauf bestehen solltest, den Kriegführenden namentlich zu erwähnen. Aber das ist ein ganz anderer Fall. In der Nachrichtengebung wird das oft benutzt, um den eigenen Standpunkt, der offensichtlich nicht erwähnt werden soll, im unklaren zu lassen. Noch verschleiernder die Formulierung: "In XY wird Krieg geführt" - also völlig ohne Subjekt.
Also es gibt zwei Möglichkeiten des Gebrauchs von "man". Alles klar?
Lieben Gruß, Angelika
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Verzeih meine saloppe Ausdrucksweise, Angelika! Hier im Ruhrpott reden wir halt so. "Weit entfernt von verkehrt" bedeutet nichts anderes als gut/sehr gut.
Es ging mir nicht um die Möglichkeiten des Gebrauchs von "man". Ich hatte schlicht und einfach das Empfinden, dass es deinen Text schmälert, weil es mir beim Lesen unangenehm auffiel. Aber das ist nur meine Meinung, der ich keine Allgemeingültigkeit unterschieben will.
Liebe Lottegrüße
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Liebe scrabblix,
ja, es gibt im Gebrauch des "man" Unklarheiten, weil sprachlich nicht differenziert wird zwischen beiden Möglichkeiten. Und wenn du das Gefühl hast, das "man" schmälert das Gedicht, weil es dir unangenehm aufgefallen ist, so beruht das auf einem Vorurteil, weil man dir vermutlich irgendwann gesagt hat: Man sagt nicht man. Ist es nicht so? Mein "man" ist schlicht die Kurzfassung von "wir alle" oder so. Und so gebraucht ist das schon in Ordnung. Aber danke für den Hinweis, er begegnet mir nicht zum ersten Mal.
Lieben Gruß, Angelika
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Ein wenig schimmert die Resignation durch, wenn "man" die Reste aufarbeitet, die zurückbleiben.
Das geht wohl vielen so, mir zumindest auch.
Routiniert und gekonnt wie immer.
Sirius
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Lieber Sirius,
danke für die Aufmerksamkeit. Aber wie meinst du das - "routiniert"? Nein, von Routine kann da gar keine Rede sein. Leider, sonst würde ein Gedicht schon bei der ersten Fassung stehen. Mit Aus-dem-Ärmel-Schütteln ist da nichts. Ich arbeite an jedem Gedicht so lange, bis es in jedem Vers akzeptabel ist und ein Ganzes ergibt. Und das verhindert immer noch nicht, dass mitunter was schiefgeht. Manchmal habe ich bis zu 6-7 Fassungen, ich habe sozusagen eine Auswahl, die ich in die Öffentlichkeit gebe. Wichtig ist natürlich, dass man das Handwerkliche im Griff hat, sonst kann man 20 Fassungen schreiben, die alle hinken.
Nochmal Dankeschön.
Lieben Gruß, Angelika
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Liebe Angelika,
dankeschön für deine interessanten Erklärungen. Ich schreibe aus dem Bauch heraus – entweder es passt oder eben nicht. Ich kann Gedichte nicht „basteln“, mir fehlt dann das Gefühl für die Wortwahl.
Mit „routiniert“ meinte ich, dass deine Texte locker und flüssig rüberkommen, man merkt ihnen nicht an, dass du verschiedene Fassungen davon hast und viel korrigiert hast.
Es wirkt alles leicht, so wie es ja sein soll, es „fließt“, die Zeilen wirken nicht als „erarbeitet“, das meinte ich mit „routiniert“.
Oft merkt man es Gedichten an, dass sie „gebastelt“ wurden, das ist bei dir nicht der Fall – und das ist auch gut so.
Sirius
Reset the World!
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Lieber Sirius,
natürlich kann man auch aus dem Bauch heraus schreiben, und manchmal kann da auch was ganz Ausgezeichnetes entstehen. Aber das meiste landet vermutlich im Papierkorb. So habe ich auch angefangen, bis ich dann merkte, dass das Käse ist. Denn Schreiben ist nicht nur Intuition, es ist zu einem großen Teil auch Handwerk. Ich bin sowieso der Ansicht, dass die Tätigkeit des Schreibens nichts Genialisches an sich hat, sondern Arbeit ist, Schreiben ist Handwerk. Und wenn das so ist, muss man eben auch die Grundlagen des Handwerks erwerben. Bei den alten Griechen gehörten die Dichter übrigens zu den Handwerkern, und das nicht ohne Grund.
Lieben Gruß, Angelika
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