am remberg, '84
da war der straßen dieselduft
in den ruß malten wir sonnen
die welt unter kopfsteinpflaster
darüber unsere schiffe südwärts
aus kreide so taub & blindlings
all diese milchmorgen
der weg an den pappeln vorbei
da war einer wiese blumenduft
und du
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Herbst 1999
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Am Remberg kenne ich nur aus Dortmund. Und 84 ist lange her. Aber noch 15 Jahre später liegt das Junge aus 84 in den Zeilen, das Wichtige der vermeintlich unwichtigen Dinge.
Und dieses „und du“ macht alles so liebevoll, so war es einfach, als die Welt nicht nur in den Worten lag, sondern in dem Sehen, den Gerüchen und dem Fühlen.
Ein Gedicht, so klein und wunderbar, um es mit in seine Gedanken zu nehmen, unter das Kissen, auf die alten Narben.
Sirius
Reset the World!
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Oh wie schön! Oh wie schön, Richard!
Sehr schön schlicht und verdichtet. Tolle Gegensätze: Dieselduft und einer Wiese Blumenduft, Kopfsteinpflaster und südliche Schiffe. Dadurch ensteht für mich das Seelenbild eines sehr jungen Verliebten: Ein bisschen grob und ein bisschen dreckig in seiner Absolutheit und: unglaublich unschuldig und zart. Eine verlorene Welt, aus der Sicht des Erwachsenen, oft süßschmerzlich vermisst.
Für mich ist es ein Liebesgedicht, es kann aber auch gerichtet sein an einen verlorenen Freund oder es kann sein eine Homage an einen Bruder oder eine Schwester.
MILCHMORGEN ist sensationell. Für mich eine Metapher für eine Kindheit in innerer Einfachheit und Klarheit. Oder genau das Gegenteil: Es war einfach nur sehr oft metereologisch neblig.
1984 war ich 15 und das erste Mal verliebt. Ich bin in einer (kleinen) Großstadt aufgewachsen und jetzt, 33 Jahre später, erinnerst Du mich durch Dein Gedicht an genau diese Zeit und Ort. Und tatsächlich: Diesel hat damals GEDUFTET. Heute STINKT er.
Nicht, dass es etwas zur Sache täte: In welcher Stadt liegt dieser Remberg (s. auch Rembergfriedhof)?
Du hast mir eine Freude bereitet!
(weegee)
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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So wunderbare Kommentare, ich bin wirklich gerührt. Dankeschön! Ich mache mir langsam Gedanken über meine alten Texte..
Der Remberg befindet sich in Hagen, Westfalen. Oberhalb gibt es einen Friedhof dessen alter Kern sehr schön ist -leider wurden viele alte Bäume gefällt oder bis zur Unkenntlichkeit gestutzt, aber so ist es eben..
Es freut mich, wenn ich (alte) Gefühle bzw. Erinnerungen auslösen konnte.
Liebe Grüße, Richard
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Das ist wunderschön, lieber Richard! Als würde man dabei sein – mitgehen. Ein Erlebnis, dein Gedicht. Und ein Stück Glück.
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Deine alten Texte haben's in sich, Richard! Da gab's noch keinen, der mich nicht begeistert hätte.
Liebe Grüße
scrab
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Hallo, ihr beiden. Schön, wenn Du mitgehen konntest, Lucy. Das ist aber ein Kompliment, scrab! Ich danke euch!
LG, Richard
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Lieber Richard,
wenn ich das Gedicht richtig verstehe, handelt es sich um eine Erinnerung an die Kindheit? Es ist schön geschrieben, und ich habe es auch gern gelesen. Nur die letzte Zeile "Und du" scheint mir als Kindheitserinnerung nicht ganz angebracht, denn sie gehört für mich doch eher in ein Liebesgedicht. Nun kann es sich bei dieser Kindheitserinnerung ja um die erste, noch halb kindliche Liebe handeln. Dieses "Und du" erscheint mir ohne diese Erklärung nicht ganz schlüssig.
Lieben Gruß, Angelika
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Es ist klasse!
Ich mag die Schnörkellosigkeit. Und das Besondere im Alltäglichen.
Das "und du" ist für mich schon schlüssig, es ist für mich denkbar in vielen Varianten. Es handelt -denke ich- einfach von jemandem, den man lieb hatte.
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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Hallo Angelika,
danke fürs Lesen und Deinen Kommentar. Wir waren damals noch sehr jung, aber schon längst keine Kinder mehr. Es waren sehr starke Gefühle, die eben in diesem "und du" hier für Dich nicht erklärt werden oder schlüssig sind -mit solch einem Leseeindruck muss ich natürlich rechnen und ihn akzeptieren.
kamarchen,
auch Dir danke ich für Deinen lieben Kommentar. Ja, Du hast Recht, so war es auch..
Viele Grüße, Richard
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