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RE: Mnemosyne

#1 von Karl Ludwig , 20.03.2017 09:45

Mnemosyne ist das Gegenteil von Lethe. Darüber Bescheid zu wissen gehört einfach zur Allgemeinbildung. Platon, Dante, Shakespeare, Goethe, Busch, Ginsberg, Brecht, King …, alle großen Schriftsteller haben sich dieses Thema nicht entgehen lassen. Warum also sollte ich es tun?

Aber hier zur Auffrischung. Es handeln sich dabei um flüssige Antonyme, schwer korrelativ:

Der Fluss der Erinnerung und der Fluss des Vergessens. (Tusch für alle, die richtig geraten haben)

Viele behaupten ja, diese zwei Wasser gäbe es nicht wirklich, – wären bloß mythologisch, unten im Hades, und der wäre auch nur eine klassische Sage total unmoderner Griechen. Das ist natürlich völliger Blödsinn. Mythen haben immer einen Bezug, einen Kern. Stehen im Kontext zu menschlichen Träumen und Taten. (Hat jemals einer ein Milligramm Liebe gesehen? Dennoch zweifelt kein vernünftiger Mensch an ihrer Existenz) Man weiß nur nicht, wo sich diese Flüsse befinden. Das hat mehrere Gründe. Alle Forscher, die den Fluss der Erinnerungen fanden, wurden auf der Stelle wahnsinnig. Der menschliche Geist verkraftet so einen Input einfach nicht. Und wer vom Wasser aus dem Fluss des Vergessens trank, konnte aus naheliegenden Gründen nicht mehr darüber berichten.

Fast greifbar nah taucht ein Trugbild auf. Der Beobachter registriert hinter den Dünen eine Felsformation. Als er sich näher heranzoomt, weckt er die Aufmerksamkeit eines Schamotts, der, wie sein Name schon andeutet, kaum vom Gestein zu unterscheiden ist. Wie flüssiger Tod gleitet er in den Sand und schwappt auf den unerwünschten Spion zu. Der Weg zur Oase ist versperrt – aha, ein weiterer Grund, warum diese Gewässer in keiner Landkarte auftauchen.

Wir besprenkeln den Schamott mit Jungbrunnenwasser aus einer anderen Geschichte. Anschließend hüpfen wir in die Pfütze und weiter auf die Fata Morgana zu (Ein junger Schamott passt in ein Wasserglas. Diese Mistviecher werden erst mit zunehmendem Jahren groß und gemein – fast so wie Menschen).

Aus der Gegenrichtung kriecht eine Gestalt auf allen Vieren zur Oase. Interessiert treten wir näher heran und sehen zu. Offenbar hat diese Person es nötig und vor, so schnell wie möglich zu trinken.

„Halt! Wenn du mit diesem Wasser deinen verständlichen Durst löscht, dann passiert dir etwas Schreckliches: Du wirst alles vergessen.“

„Hört sich gut an. Lass mich durch.“

„Moment noch. Gleich. Wie heißt du? Wo kommst du her?“

„Darüber gibt es unterschiedliche Theorien. Die einen behaupten, ein Witzbold habe die Unterwäsche einer Göttin gestohlen und daraus das Menschengeschlecht geschaffen. Andere sprechen von Lehm und so. Oder ein Gott habe …, ach so, das meinst du. Ich heiße Keks und komme von da hinten, vom Fluss der Erinnerungen, eher eine übergelaufen Quelle, zwei Tage Wüste und nun kann ich nicht mehr. Ich weiß alles! Ich besitze nicht nur meine eigenen Erinnerungen, ich habe alle Erinnerungen, die es jemals gegeben hat. Ich bin bloß deswegen nicht durchgedreht, weil ich wusste, dass ich es nur bis hierhin schaffen muss. Und nun lass mich vorbei und trinken. Ich habe einen Beutel getrocknetes Wasser der Erinnerung dabei. Mir kann also nichts passieren!“

Er trinkt. Und bekommt sofort einen Gesichtsausdruck, der auf einen eklatanten Mangel an Mentalität und den dadurch möglichen ungetrübten Seelenfrieden schließen lässt.“

„Na? Wirkt?“

„Der Herr? Was?“

Wir lösen etwas dehydriertes Erinnerungswasserpulver in normalem Wasser auf, welches wir klugerweise in einigen Feldflaschen dabei haben und nötigen ihn zu einem Schluck: „Da, ganz doll lecker, auch mit ohne Alkohol.“

Später sitzen wir beisammen und bedienen uns abwechselnd an den Flüssigkeiten mit doch solch unterschiedlichen Wirkungen. Ich nehme an, wir haben viel Spaß. Es stellt sich heraus, dass unser Co-Protagonist ein 'Macht-Alt-Gesöff' (auch getrocknet) dabei hat. Mit dem Jungbrunnenwasser zusammen ergibt das viel Freude.


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RE: Mnemosyne

#2 von scrabblix , 20.03.2017 19:01

Schon wieder was gelernt. Während mir Lethe ein Begriff ist, weil noch nicht davon getrunken, kann ich mich an Mnemosyne beim besten Willen nicht erinnern.

Hätten meine Lehrer doch nur ein Zehntel so unterhaltsam erklären können wie du, Karlchen, was hätte aus mir werden können...

Liebe Lottegrüße


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RE: Mnemosyne

#3 von Karl Ludwig , 20.03.2017 19:35

Danke. Aber ich wusste selber bis fünf Minuten vor Geschichte darüber schreiben nicht, was Mnemosyne und Lethe sind. Im Prinzip wollte ich nur einen Dialog zwischen zwei Menschen beschreiben, die von dem Wasser des Vergessens tranken. Dafür musste ich in Erfahrung bringen, ob so ein Fluss in irgend einer Mythologie erwähnt wird. Vermutlich sind es Nebenflüsse vom Styx.


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RE: Mnemosyne

#4 von scrabblix , 20.03.2017 19:40

Wahrscheinlich hast du es gewusst, bevor Lethe deine Zunge netzte.


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