Egolog
In meinem Kopf sind sie noch, die Geschichten, die flammenden Reden über Freiheit, die zynischen Satiren, die lyrischen Gedichte.
Da küssen sich noch fliegende Fische im Flug, da ist die Nacht ein Liebespaar mit einem großen Mantel, unter dem ich mich verstecke, da bäumt sich noch das Herz auf in purzelnden Buchstaben, und ein blaues Meer spült zärtlich an den Strand, so als gäbe es keine Wut, die Wellen groß wie Häuser schaffen kann.
In meinem Kopf ist noch die Welt eines kleinen Jungen, und ich kann nicht sterben, weil sonst auch die Welt stürbe.
Hier bewahre ich meine Tränen auf, hier halten Umarmungen ein ganzes Leben, Gedanken produzieren Musik, die mich ruhig macht, hier ist meine Bibliothek der ungeschriebenen Bücher, keiner hält mich fest, niemand lässt mich los.
In dieser Welt gibt es keine Zeit und kein Gestern, kein Morgen und keine Endlichkeit, nur ein Universum aus Gedanken, die sich selbst schaffen. Die sich zu Sätzen formulieren können ohne mein Zutun, in einer Sprache, als klänge Musik in ihr.
Und wenn ich dort Musik höre, verwandelt sich alles Schweigen in ein Streicheln, eine Sanftheit, die keinen Schmerz zulässt, eine Geborgenheit, die für Stille ein anderes Wort hat.
Es ist ein Universum aus Wünschen und Gedanken, aus einem Lächeln, das winken kann, aus Farben, für die ich keinen Namen habe.
Und jemand spricht sanft und mit fester Stimme, jongliert mühelos mit den kühnsten Formulierungen, zaubert sich durch Sätze und jedes Wort wird zu mehr Trost, als ich in den Händen habe.
Und ich weiß, dass ich es bin.
Aber keine Geschichte, kein in dieser Welt geschriebenes Gedicht kann heraus, meine Finger auf der Tastatur finden nicht die Buchstaben dieser Texte wieder.
Sobald ich zu schreiben beginne, verschließt sich die Welt in meinem Kopf, alles geht verloren, und die Sterne auf meinem Kopfkissen sind verschwunden.
Manchmal bekomme ich manche Zeilen zusammen, aber die Musik, die die Sanftheit bringt, finde ich nicht in ihnen.
Eine Sequenz aus Bruchstücken, ein zerbröckelnder Torso, nur nicht greifbare Schneeflocken bemühen sich um einen nicht zu einfallslosen Text, mit dem ich mich begnügen muss, keine Stimme mehr, die verzweifelt in die Welt hinausschreit, keine bebenden Wortkristalle, bei denen man schlucken muss.
Die Erwartung der träumenden Zeilen, lustige Wörter, die mit dem Leser tanzen, der Kuss des Autors, der zu Tränen rührt, Buchstaben, die lautlos in die Seele fallen – alles bleibt in meinem Kopf zurück, so, als sollte es so sein, dass ich immer nur der Sirius bleibe.
Sirus
Reset the World!
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Quatsch. Alles was Du mit diesem Epilog geschrieben hast, spiegelt genau das wieder, was sich Dir angeblich verschließt. Wenn ich so schreiben könnte….. aber HALLO
Babs
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Babs hat Recht, du hast hier wieder ganz toll geschrieben.
Mit Worten, die so wunderbar nachklingen, die ohne Umwege direkt in die Brust gehen...
Danke, dass du uns an deiner Welt teilhaben lässt, Sirius!
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Jonny
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Hi Jonnny Kuhl, bist ja ein hübsches Kerlchen. Mone und Gitti werden an Dir nicht vorbei kommen, wenn es um die Besetzung der Leitung in Magdeburg geht.
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Hi Babs!
Die Stelle als Prüfer ist noch nicht vergeben?
Ich hab's nicht vergessen, Babs...
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Gebongt. Und wenn Kerstin fragt: Wieso Jonnny anstatt Jochen ?
Dann sagst Du: Jonnny ist der King im Lochen.
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Ich danke euch beiden ganz herzlich für eure Kommentare!
Und sollte ich wiedergeboren werden, dann bitte als Locher.
Sirius
Reset the World!
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Zitat von BABS the SPECIAL ONE
(...) aber HALLO
Babs
Karl Ludwig: Quatsch, Alles was Du mit diesem Epilog betonst verhindert die weitere Erkenntnis von Zusammenhängen, die, wie allgemein bekannt sein sollte, corellativ (Manche schreiben auch 'correlativ', das Warum ist ein Geheimnis, innerhalb einem Rätsel, umhüllt von Fragen und dummen Antworten - wetten?) ihr eigenes Gegenteil wie Fussfesseln mit sich schleppen. Also: Ein Universum entsteht nicht aus Wünschen und Gedanken; die sind nämlich Menschenwerk. Ich könnte also problemlos auch aus dem Zusammenhang das Antipodale herauslesen, nur, - ICH VERSTEHE DICH! Und verdammt noch mal, Du hast Recht, aber nicht umfassend.
Gesundheit verloren,
wenig verloren
denn: Immerhin geboren!
Frau verloren,
viel verloren,
andere sind auch geboren!
Mut verloren
alles verloren
wärst'e besser nicht geboren!
(In Zusammenarbeit mit Rembran ... nee, Schopenh ... auch nee, ..., ah, ich haps: Goebelinethe.
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Dankeschön, Karl Ludwig, auch für das Gedicht!
Es ist so, wie es ist: Man weiß nichts zu schreiben, aber dieses Nichtschreiben können kann man formulieren.
Aber wie ich sehe, klappt es zumindest bei dir wieder.
Sirius
Reset the World!
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