Verkehrserziehung
Die Universität in Grundelbach (Baden-Anhalt) ist sehr darum bemüht, Studenten in den praktischen Beruf- und Lebensalltag zu integrieren. Zwei Stunden in der Woche hat jeder Student am Fach „Verkehrserziehung“ teilzunehmen.
Für den praktischen Teil hat man dafür einen ehemaligen Hochschulprofessor aus Budapest engagieren können, der vor Jahren mal für den Nobelpreis nominiert wurde, und hier in Deutschland ohne Schwierigkeiten einen Job als Präsident der Ampelaufseher erhielt.
Vier Stunden am Tag steht Dr. Slasko neben der Ampel der Universitätsgeländes und zeigt den jungen Menschen die praxisnahe Bedeutung der vielen Farbsymbole. Dadurch konnte bereits die Statistik der tödlichen Verkehrsunfälle mit beteiligten Studenten auf achtundvierzig in der vergangenen Woche reduziert werden.
Dr. Slasko steht also in einer hübschen gelben Uniform neben einer Ampel, und wenn diese Rot zeigt, setzt er eine rote Kappe auf, zeigt die Ampel Grün, so bedeckt er den Kopf mit einer grünen Kappe. Auf diese Weise lernen die jungen Menschen, die komplizierten Ampelphasen nach und nach zu verstehen und sich auf den Berufalltag vorzubereiten, wenn z.B. der angehende Arzt schnell zu einem Notfall gerufen wird, und der Notarztwagen gerade unterwegs zur Universität ist.
Nun geschah es aber an einem studentenreichem Frühlingsmorgen, dass Dr. Slasko in Ausübung seines Amtes in der Ferne eine nahe Bekannte erblickte, die fröhlich herübergrüßte, worauf er, während der Rotphase, sein rotes Käppi mit einer kurzen Verbeugung vom Kopf nahm, um den Gruß zu erwidern, um dann aber, der Gewohnheit entsprechend, das grüne Käppchen wieder aufsetzte, die Rotphase aber noch anhielt.
Die bereits geschulten Studenten aber verhielten sich in bester Heuschreckenmanier, ignorierten das belastende Rot der unflexiblen Ampel und vertrauten ganz dem weltmännischen Auftreten von Dr. Slasko und liefen, vergnüglich plappernd, auf die ihnen entgegenkommende zukünfige Elite zu, die ihrerseits die Fahrbahn überquerte.
Dieses Verhalten kollidierte buchstäblich mit dem des sich nahenden LKWs, dessen Fahrer gerade ein Handygespräch mit seiner von ihm getrennt lebenden Frau Martha führte, die er vergeblich zu beschwichtigten suchte, was jedoch nur zu einem „Hast du mich jetzt endlich verstanden, Klaus-Theodor?“ führte. Dieser rief entsetzt angesichts der nahenden Katastrophe ein langgezogenes „Neiiiiiin!“, worauf aus dem Fussraum des vor Schreck entglittenen Gerätes ein letztes „Das wirst du noch bereuen“ zu hören war, Klaus-Theodor jedoch veranlasste, heftig das Gaspedal durchzutreten, in der Annahme, es sei die Bremse.
Nun, nach der feierlichen Trauerfeier kam es daraufhin in Grundelbach zu einer unerklärlichen Senkung des Mietzins für Studentenwohnungen, und in manchen Studienfächern standen Dozenten vor leeren Hörsälen, aber die Universitätsleitung entschied sich, ihr praxisnahes Modell für Verkehrserziehung noch zu präzisieren. So wurden etwa einhundertachtzig Schülerlotsen im Alter von sechs bis zehn Jahren ehrenamtlich engagiert, die nun täglich jeden Studenten einzeln an die Hand nehmen, um ihn über die Straße zu geleiten, hinein in den schweren Alltag unserer studierten Fachkräfte.
Dr. Slasko fand einen neuen Job als Bratwurstwender bei McDonalds.
Reset the World!
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Auch bei erneutem Lesen, hat deine Verkehrserziehung nichts von ihrem erzieherischen Wert verloren, lieber Sirus!
Wieder mit Vergnügen gelesen!
Lieben Gruß
scrabblix
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Liebe scrabblix,
hab lieben Dank für dein erneutes Lesen und Kommentieren!
Sirius
Reset the World!
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