So lang ist’s her, kaum weiß ich dein Gesicht,
dein Bild verschwimmt, da ist nur große Stille.
Und auf dem Nachttisch liegt noch deine Brille.
Zwei Jahre ohne dich – ich glaub es nicht.
Ach, halbwegs komm ich ja allein zurecht.
Bei jedem Handschlag aber höre ich dich sagen:
„Genier dich nicht, du kannst mich ruhig fragen.“
Nun, ohne dich, gestehe ich, geht’s schlecht.
Zuweilen fühl ich mich doch sehr allein.
Es hilft ja nichts, ich will mich nicht beschweren.
Ach, manchmal will ich bloß mein Herz entleeren,
dann ist’s, als kämest du zur Tür herein.
Gestorben ist auch unser Dackelhund,
er war ja alt, das weißt du sicher noch,
war ja schon lange nicht mehr ganz gesund,
jetzt liegt er auf dem Hundefriedhof doch.
Die Nachbarn aus dem Haus von nebenan,
sie meinen, dass ich ziemlich tapfer bin.
Nun auch der Hund! Wie man so leben kann!
Das liegt nun mal in meinem Schicksal drin.
Jetzt weißt du, wie es ohne dich heut geht.
Und klar, das ist von mir bloß eine Grille:
Fritz, auf dem Nachttisch liegt noch deine Brille.
Du lachst, verstehst wohl nichts von Pietät.
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Angelika. "Und auf dem Nachttisch liegt noch deine Brille." Dieser eine Satz - und die gelungene Dopplung - enthält schon die ganze Trauer und Traurigkeit. Das Gedicht wäre noch besser, wenn Du Dich - in diesem Gedicht - nicht so sehr ins Versmaß und in den Reim pressen würdest. "Zuweilen fühl ich mich doch sehr allein." Nein - das LI ist schreiend, wuchernd, niederschmetternd, zerschmetternd, würgend einsam. So empfinde ich es zumindest.
Gern und mehrmals gelesen.
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Lieber Weege,
danke fürs Reinsehen. Eigentlich ein Gedicht zwischen Trauer und Komik.
Aber was das Versmaß angeht, Weege: Das muss sein. Es ist nämlich ein Reimgedicht. Und genau das macht doch das Gedicht aus. Jedenfalls habe ich das so gelernt bei kompetenten Leuten, und ich denke, das ist nicht falsch. Sieh mal, ein Reimgedicht, das hinkt, kannst du selbst bei schönstem Inhalt in den Papierkorb schmeißen. Leider tut das hier keiner, sage ich mal. Ganz nebenbei.
Angelika
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Ja, liebe Angelika, das ist die Lösung: Wir werden unsere Gedichte in den Mülleimer schmeißen und nur noch Sätze basteln wie
jetzt liegt er auf dem Hundefriedhof doch.
Ein Satz, der nur dem Reim geschuldet ist.
Das Gedicht ist wunderschön, aber du bist wie üblich überheblich und arrogant. Da kommt mir jedesmal die Galle hoch, wenn du dich selbst so in den Himmel hebst und alle anderen abwertest, nur weil wir keine Buchhalter-Gedichte schreiben wollen.
Sirius
Reset the World!
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Also, ich hab Gedichte gar nicht gelernt. Das kommt eher so über mich wie eine große, angelaufene Käseglocke. Ich weiß, so sehen die Gedichte dann ja auch aus.
Alles gut, Angelika. Jeder so, wie er kann oder möchte.
LG
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Nein, Sirius, diese Zeile "nun liegt er auf dem Hundefriedhof doch" ist meiner Ansicht nach die beste im ganzen Gedicht. Und ich will dir erklären, warum. Dieses nachgestellte "doch" drückt doch aus, dass die Frau sagen will: "Ich hätte es lieber gesehen, wenn unser Dackel hier mit dir liegen würde, aber du weißt doch, Hunde kommen auf den Hundefriedhof." Damit drückt sie aus, dass das Tier ein Kind-Ersatz war, was ja dann auch in der nächsten Strophe deutlich wird: Die Nachbarn bedauern sie, es ist ihr "Schicksal", dass sie jetzt allein ist. Ohne dieses "doch" wäre die Zeile völlig überflüssig. Das macht doch die traurige Komik aus. Ja, doch.
Angelika
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