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RE: Hobellied

#1 von Sirius , 25.06.2019 19:18

Ferdinand Raimund 
(eigentlich Ferdinand Jakob Raimann)

Hobellied

Da streiten sich die Leut' herum 
oft um den Wert des Glücks; 
der Eine heißt den Andern dumm, 
am End' weiß keiner nix. 
Da ist der allerärmste Mann 
dem Andern viel zu reich, 
das Schicksal setzt den Hobel an 
und hobelt alle gleich.

Die Jugend will halt stets mit G'walt 
in allem glücklich sein; 
doch wird man nur ein bisserl alt, 
dann find't man sich schon drein. 
Oft zankt mein Weib mit mir, oh Graus, 
das bringt mich nicht in Wut. 
Da klopf' ich meinen Hobel aus 
und denk': Du brummst mir gut!

Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub 
und zupft mich: »Brüderl, kumm!«, 
da stell' ich mich am Anfang taub 
und schau mich gar nicht um. 
Doch sagt er: »Lieber Valentin, 
mach' keine Umständ', geh!«, 
dann leg' ich meinen Hobel hin 
und sag' der Welt ade.

Repetition: 
Ein Tischler, wenn sein War' gefällt, 
hat manche frohe Stund', 
das Glück ist doch nicht in der Welt 
mit Reichtum bloß im Bund. 
Seh' ich soviel zufried'nen Sinn, 
da flieht mich alles Weh. 
Da leg ich nicht den Hobel hin, 
sag nicht der Kunst Adje!


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Sirius
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