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RE: Die Wahrheit über Orpheus und Eurydike

#1 von Karl Ludwig , 03.02.2016 09:48

…denn die Wahrheit steht geschrieben…

Wo? Na, hier!

Doch woanders heißt es, Orpheus wäre seiner geliebten Eurydike bis in die Unterwelt nach gestiegen, was natürlich völliger Blödsinn ist. Sie war schließlich ein Baumgeist, eine Dryadennymphe, genauer: eine Eschenmeliai, und solche Wesen sterben nicht an Schlangenbissen. Ihr wäre höchstens ein wenig kodderig geworden, als Hamadryade war ihre Haut schließlich so hart wie Rinde und die Schlange würde sich beschämt und mit Zahnschmerzen wieder von hinnen bzw. dannen geschlängelt haben.

Logisch?

Gehen wir mal davon aus, dass hinter jeder Mär ein reales Ereignis lungert. Was also könnte tatsächlich vorgefallen sei? Eurydike soll auf der Flucht vor einem lästigen Verehrer namens Aristaios auf ebendiese Schlange getreten sein? Und Orpheus soll darob geklagt haben? Höchst unwahrscheinlich.

Eher scheint es doch, dass Eurydike einen Liebhaber hatte, denn schließlich war ihr Gatte jahrelang mit den Argonauten rum gezogen und hatte gemeinsam mit ihnen so manches Fass aufgemacht. Und was passiert dann im Regelfall? Nichts anderes als heutzutage: Wenn der Mann ständig in der Kneipe mit den Kumpels abhängt, muss er sich nicht wundern, fremde Männer im Schrank vor zu finden.

Klar, dann ist das Klagen immer ganz groß, doch nur ein Masochist stellt seine Hörner auch noch öffentlich aus. Als Sohn der Muse Kalliope und dem Flussgott Oiagros (glaubte dieser, dabei hatte Apoll seinen dazwischen gehängt), also quasi als Halbgott war er einer gewissen continentia verpflichtet. Und außerdem, ein weltbekannter Musiker wird einfach nicht betrogen! Weder von der Frau, noch von den Groupies, noch von Baumgeistern. Schlecht für das Image.

An dieser Stelle schaltete sich sein Public Relation Manager Ovid ein und fütterte die Historie mit Metamorphosen…

Übrigens: Die Instrumente, mit denen der Typ einen Sound hinlegte, der selbst Felsen zum Jammern und Wehklagen brachte, hängen bei Opa Pscht an der Wand.

Merke: ‚Wahrheit’ ist kein Absolutum, sondern eine modifizierbare Relativität der subjektiven Art.

Das kommt der Wahrheit doch immer noch am nächsten.


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RE: Die Wahrheit über Orpheus und Eurydike

#2 von Sirius , 03.02.2016 12:26

Mit dem "Typ" meinst du sicher Orpheus, auf den war schon Reinhard Mey neidisch.
Die Mythologie kannst du also auch durch den Kakao ziehen, und das liest sich auch immer sehr unterhaltsam, so als wärst du mit dabei gewesen, wenn sie sich gegenseitig begattet und eins über den Schädel gezogen haben.
Hat mir wieder sehr gefallen!

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RE: Die Wahrheit über Orpheus und Eurydike

#3 von Karl Ludwig , 03.02.2016 13:39

Soooo viel Zuspruch und motivierende Anmerkungen unter meinem Geschreibsel wurde mir ja noch nie zuteil. Und, - das finde besonders toll -, die Kommentare sind nicht 'Standard aus der Tube', sondern zeugen von 'echter' Auseinandersetzung mit den Texten. Das ist ungewohnt. Seid bedankselt wie doof aber von Herzen. Und natürlich kenne ich die Version von Reinhard Mey. Der hatte seinerzeit echt gute Sachen gebracht. Schuttabladeplatz der Zeit und so ...

Fortsetzung am Küchentisch. Ich habe Erfreuliches zu berichten.


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RE: Die Wahrheit über Orpheus und Eurydike

#4 von Frollein a. , 03.02.2016 13:45

Lieber klsa,

wenn ich sie mir doch einmal alle merken könnte, die Götter des Olymp und die Abkömmlinge von Zeus und ihr Treiben. Stattdessen rolle ich zweimal pro Woche wie Syssiphos den Stammbaum der Götter auf , gucke ihn mir an und stelle fest, dass wir immer noch nicht gut bekannt miteinander sind.

Deshalb ist dein Beitrag von unschätzbarem Wert für mich - Geschichten kann ich mir nämlich ganz einfach merken . .

Herzlichst

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