Ihr wisst ja, dass ich nachts mit Brille schlafe, um meine Träume besser zu sehen. Ihr wisst auch, dass ich meinen Personalausweis präventiv auf das Nachtschränkchen lege, damit ich morgens nachgucken kann, wer, verdammt, ich denn heute überhaupt bin. Schließlich hatte ich schon öfter darüber geschrieben, wie sich meine persönliche narzisstische Persönlichkeitsstörung bei mir so auswirkt.

Hat alles nichts genutzt! Vielleicht sah ich meine Träume ja in scharfer Multicolor, alleine, ich konnte mich morgens nicht mehr daran erinnern. Auch der Perso brachte es nicht, - ich war unfähig ihn zu lesen, da ich als kleines Teesieb erwachte, so ganz mit ohne Arme.

Gerettet hat mich meine Sekundärpersönlichkeit in Reserve und ich machte als Gürteltier weiter, - immer einen auf Grottenolm zu tun ist doch auch blöde. Ich rollte mich zusammen und kullerte in die Küche. Tja, panierte Ölsardinen gehen heute schon mal gar nicht. Hm. Hm-hm. Was frühstücken denn Gürteltiere? „Mit ihren Krallen durchwühlen sie vor allem den Erdboden nach essbaren Insekten, Spinnen und Würmern. Sie könne sogar massive Termitenbauten aufkratzen. Gürteltiere fressen manchmal auch kleine Schlangen und außerdem Pflanzen. (Wiki)“

Pech gehabt! Meine Küche ist gefliest. Termitenbauten habe ich auch keine hinter dem Kühlschrank, nur eine lächerlich kleine Ameisenkolonie, Schlangen hat‘s hier auch nicht, bloß bescheuerte Gullimumpfen.

Ich griff mir eine Dose Thunfisch in Öl. Meine Nachbarin verdrehte die Augen, als ich sie bat, mir diese zu öffnen. Mir sei doch jeder alberne Grund Grund genug, sie anzubaggern und diese Krallen wären dermaßen unerotisch, und soooolche Schuppen würden wie visueller Kälteschock wirken, und es gäbe auch Anleitungen im Internet, wie man charmant flirtet, und sie hätte schon einen Freund, vielen Dank auch, und ich soll mir endlich einen Dosenöffner kaufen, und dann kleckerte sie den halben Inhalt auf ihr Kleidchen.

Thunfisch und der Anblick eines netten Mädchens welches sich die Klamotten runter reißt…

Die Welt ist meine Auster mit vielen Perlen.

Du hast es gut. Ich wünschte, ich würde mal als Klobürste aufwachen oder als Socken: tumb, doof,
ohne die Erwartung nach Schmerz und Griesgrämigkeit und mit dem unbekannten Humor
alltäglicher Dinge.
Und ganz gleich, ob als Gürteltier oder als Teesieb: Du hast deine Hirnzellen von gestern auf heute
gerettet, deine Schreibgewandtheit, deinen Galgenhumor und den Thunfisch – ich nur den Drang
aufs Klo zu rennen.

Und du erlebst kulinarische Abenteuer mit Frauen, die sich ganz plötzlich entkleiden..
Selbst wenn das alles nur in Satiren passiert – es passiert und niemand meuchelt dir deine Kreativität und hinterlässt eine Hirnwüste.
Ich beneide dich, wie leicht und locker jedes haarsträubende Wort über deine Tastatur fließt und
dich jung erscheinen lässt – unabhängig vom realen Istzustand.

Kompliment, Karl-Ludwig!

Sirius

Diesem Kompliment schließe ich mich ohne Wenn und Aber an, Karl-Ludwig!