Carl Nixon: „Fish ’n’ Chip Shop Song“ – Unmöglichkeit der Nähe
„Fish ’n’ Chip Shop Song“: Carl Nixons lakonische wie auch behutsame Geschichten über Väter und Söhne.
Davon, wie fremd und fern man sich sein kann, obwohl man miteinander verwandt ist (vielleicht gerade wenn man miteinander verwandt ist), erzählt der Neuseeländer Carl Nixon in seinem Storyband „Fish ’n’ Chip Shop Song“ – ein munterer Titel, darin überwiegend dunkel Grundiertes, über die Familienbande gespielt. „Der Mann in der Ferne“ ist in der gleichnamigen Geschichte der Vater von Mark, dieser Mitte 40, Direktor einer Kunstgalerie, seine Tage durchgeplant. Einer seiner Pflichttermine: Jeden ersten Montag im Monat trifft sich Mark mit Jack, einst Bauarbeiter, im Restaurant Jadegarten. „Er hat sich angewöhnt, Ideen zu horten und einzutüten, sodass er sie im Laufe des Essens auspacken kann“. Gesprächsideen, denn es wäre ihm unangenehm, würden sie sich, Vater und Sohn, zu offensichtlich anschweigen.
Eines Tages taucht Jack nicht auf, redet sich Mark ein, es sei schon nichts, fährt dann doch zum Haus seines Vaters. Als er durchs Fenster den alten Mann auf dem Boden entdeckt hat, übernimmt aber eine Nachbarin. Sie ist es, die Jacks Kopf in ihren Schoß legt, tröstend murmelt, bis der Notarzt kommt. Mark schaut zu, überfordert, verwirrt.
In einer weiteren der 15 Kurzgeschichten, überschrieben „Maniototo Sechs“, hat Mark, nun 50, die Vaterrolle – und ist genauso hilf- und ratlos. Seinem Sohn Richard recherchiert und fährt er nur hinterher, weil dieser Marks Lieblingsbild geklaut hat. „Ungepflegt“, „verwahrlost“ findet er ihn in seiner Bude vor; da weiß er noch nicht, dass der junge Mann das Studium geschmissen und ein Kind gezeugt hat, außerdem seine Freundin schlägt. Die sucht bei Mark Zuflucht, ihr „geschwollener Bauch“ berührt ihn peinlich. „Er sieht weg.“
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