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Zehn Minuten aus meinem aufregenden Leben

#1 von Sirius , 01.04.2020 17:36

Zehn Minuten aus meinem aufregenden Leben

Ich hatte gerade zwei Scheiben Brot aus dem Koffer genommen (der momentan als Ersatz für den Brotschrank herhalten muss) und suchte die Butter, die ich schließlich auf der Heizung fand, und wollte mich gerade über meine Vergesslichkeit ärgern, da sagt doch eine Stimme zu mir:
„Sag mal, du Depp, willst du nicht endlich den Teebeutel aus der Tasse nehmen, der seit zwanzig Minuten mit letzter Kraft vor sich hinzieht?“
Natürlich wollte ich das, ließ alles sein und liegen und nahm schnell den Teebeutel aus der Tasse und warf ihn in den Mülleimer. Haha, daneben!
Grummelnd kroch ich in den kleinen Schrank, kam wieder hervor, nahm den Mülleimer heraus und kroch erneut hinein, um in der hintersten Ecke den Teebeutel zu erwischen, der offenbar noch immer am Wegziehen war. Dann wischte ich die Ecke aus, bemerkte die Wand aus Spinnweben
und entfernte auch diese mit dem Handfeger.

Dann rührte ich den Tee um, nahm einen Schluck vom lauwarmen Getränk. Kein Zucker. Dabei meldete sich diese blöde Überwachungsstimme wieder: „Die Butter!“
Ich hetzte zur Heizung, fiel geschickt über den Teppich, wobei ich mich gekonnt am Tisch festhielt und ganz nebenbei den Aschenbecher runterstieß, doch ich ließ mich nicht aufhalten. Die Butter ölte langsam den Heizkörper hinab, aber in einer tollen gelben Farbe, zum Glück auf der Seite der Wand. Gegen höhere Gewalt kann ich nichts.

Ich rannte zurück, eine Schale holen, um das kleine Paket Butter hineinzulegen. Das gelang ohne weitere Unglücke. Auf den Schreck einen Schluck Tee, der immer noch in der Küche stand. Kein Zucker!
Herrgott nochmal! Die Stimme sagte: „Der Teppich!“ Hm. Ich könnte noch einmal vorsichtig zum Heizkörper gehen, mich umdrehen und dann schnell wieder in die Küche hetzen. Dabei würde ich erneut über den Teppich fallen, der sich dann aber wieder legen würde. Ich entschied mich für Plan B, schlich mich wie ein Indianer an den Teppich heran und glättete mit der rechten Hand ganz vorsichtig die hochgeklappte Stelle. Gelungen! Keine weiteren Katastrophen. Zufrieden schlurfte ich durch die Asche wieder in die Küche und nahm einen Schluck Tee. Kein Zucker!

Die Stimme sagte: „Was ist jetzt mit dem Brot?“ Äh..ja.. Moment..äh.. Ich muss erst noch die Kippen und den Aschenbecher..
Also den Staubsauger aus dem Schrank, samt Schrubber, Besen und Klorollen. Ich ließ mich vom Ablenkungsmanöver nicht beirren, kickte geschickt die Klorollen wieder in den Schrank und mahnte Besen und Schrubber heftig ab.
Das Aufsaugen klappte problemlos, ein kleiner dunkler Fleck blieb auf dem Teppich zurück, den ich ebenfalls abmahnte.
Die Stimme sagte: „Du musst urinieren!“ Tatsächlich! Also ab ins Bad. Unterwegs nahm ich Schrubber und Besen mit und stellte sie in der Dusche ab. Nach getaner Erleichterung (und Händewaschen natürlich!) ging ich, von den Ereignissen innerlich..äh..beschwingt, wieder in die Küche, weil die Stimme quengelte: „Was ist mit dem Brot?“ Ja, doch, verdammt! Aber erst noch den Zucker in den Tee, ich lerne ja rasend schnell hinzu! Zucker ist noch im Paket! Gut, die eine Tasse kann ich auch mal ohne Zucker trinken. Also jetzt endlich das Brot beschmieren, wo fließt denn grad die Butter lang? Antwort von der Stimme: „Die Türklingel!“ Ja, verfluchte Inzucht, ich hab jetzt aber bald die..

Um es kurz zu machen: Mit dem Brot hat es nicht mehr so richtig geklappt. Ich aß dann einen Joghurt und muss jetzt erstmal den Tisch abwischen und die Hose säubern..

Sirius


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RE: Zehn Minuten aus meinem aufregenden Leben

#2 von scrabblix , 01.04.2020 19:50

Des einen Leid, des andern Lachen. Ich zumindest habe mich auf der Exkursion durch die zehn Minuten deines Lebens köstlich amüsiert, Sirius.

Das Vorhandensein von Klopapierrollen war aber sicher ein Aprilscherz, oder?

Liebe Lottegrü0e


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Zehn Minuten aus meinem aufregenden Leben

#3 von Frollein a. , 01.04.2020 21:06

Lieber Sirius,

Mir hat dein Text eher Beklemmungen beschert. Ich spürte die Not des Protagonisten, der von den Geschehnissen wie eine Marionette durchs Zimmer geschleift wird.

Danach habe ich tief Luft geholt und sofort erstmal meinen Schlüssel gesucht...

Wider das Vergessen!

Liebes vom Ännchen

 
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RE: Zehn Minuten aus meinem aufregenden Leben

#4 von Letreo71 , 01.04.2020 21:15

Ich gestehe, ich habe laut gelacht!

Sowas kenne ich, Sirius, vor allem wenn es gerade ohnehin schon stressig ist.
Ich meine jetzt nicht unbedingt das Vergessen, aber die vielen Missgeschicke, die sich aneinanderreihen.
Wo man doch eigentlich etwas ganz anderes machen wollte, wie z.B. ein Brot essen.

Sehr gern gelesen.

Leo


Schreiben macht schön.

 
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zuletzt bearbeitet 01.04.2020 | Top

RE: Zehn Minuten aus meinem aufregenden Leben

#5 von Sirius , 02.04.2020 00:44

Nun, eine Satire soll ja auch zum Lachen sein. Und natürlich habe ich maßlos übertrieben, sonst ist es ja nicht lustig. Denn Lachen ist ja eines der letzten Dinge, die uns im Moment noch bleiben.
So danke ich euch herzlich für eure wunderbaren Kommentare!

Sirius


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RE: Zehn Minuten aus meinem aufregenden Leben

#6 von Karl Ludwig , 14.09.2023 07:52

Ich las erst jetzt. Ich lachte, weil ich solche Geschichten ständig selber erlebe, und nun freue ich mich, da ich nicht der Einzige bin, dem die Tücke der Objekte passiert. Super Text.

So genug gelobt. Ich habe da noch eine kleine Beschwerde loszuwerden. Ich hänge sie einfach in diesen Pfad, da ich nicht weiß wohin damit:

Nee-nech? Wie soll ich denn weiterhin mein Licht unter den Scheffel stellen, wenn hier im Forum ganz oben steht, „Karl Ludwig bei Tacheles“? Und drei Gedichte, welche ich persönlich gar nicht für besonders gelungen halte.

Oder das hier: Seit einiger Zeit will ich aus den Begriffen „Gekotzt, gerotzt, gemotzt.“ Ein gesellschaftskritisches Pamphlet klöppeln, - und versage. Es fällt mir nichts ein.

Dann gab ich den Suchbegriff „Karl-Ludwig“ ein und blätterte durch die letzten Jahre. Eine kleine Dankbarkeit nahm den Platz ein, welcher sonst der Skepsis und dem Zynismus als Ankerplatz dient.

Hier also der ehrliche Dank an Sirius, der mir diesen Spielplatz zur Verfügung stellte. Für umsonst, was meiner These entspricht, dass man die wirklich wichtigen Dinge im Leben geschenkt bekommt, wenn man es nur zulässt (Klar, Brot, Wasser und Schlafplatz sind zuvor als Peripheriedingsbums notwendig).

Des Weiteren kroch ein süffisantes Grinsen die Rippen hoch, so bis ins Gesicht: „Der Typ ist ja verdammt gut!“

Das darf ich aber nie glauben. Und das geht ganz einfach. Man muss nur mal die schlechten Beiträge kopieren, im Schreibprogramm unter einander hängen, und schon hat man ein anderes Bild vom Autor.

Also Sirius. Ich bin ein Sonderfall. Mich zieht es nicht in den Mittelpunkt. Ich bin kokett, primamachohaft, und außerdem ist meine Eigengeschwätztherapie Selbstzweck. Sie erleichtert und macht deswegen Spaß.


Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!

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RE: Zehn Minuten aus meinem aufregenden Leben

#7 von Sirius , 14.09.2023 16:59

In die Boxen oben kommt jeder mal rein, ich bin nur mit dir mal angefangen. Beim nächsten Mal werde ich besser auswählen.
Im Universum gibt es einen Fehler in der Matrix mit der Rubrik „Die Dinge, die Sirius betreffen“.
Diese Dinge erlebe ich ständig. Und immer habe ich Mühe, sie zu erklären. Ich könnte einfach lügen, aber das gönne ich der Matrix nicht, und so habe ich ständig irgendwelche Probleme. Die sind meist Grundlage meiner Satiren.
Ich danke dir herzlich, dass du eine ausgewählt hast, um festzustellen, dass du wirklich verdammt gut bist. Und das bist du auch, wir haben ja wahre Schätze von dir und ich hoffe, du selbst hast sie auch alle gespeichert, denn bei einem Servercrash ist wahrscheinlich alles weg, obwohl wir dafür bezahlen, dass es nicht so kommt.

Das mit dem Einfallen ist auch bei mir seit langem ein Ausfall, weil sich die Matrix auch mit dem Ausfall meines Gehirns beschäftigt. Und mit meiner Vergesslichkeit. Du kommst da immer wieder raus, weil dir halt doch wieder was einfällt, das bewundere ich sehr.
Und deine Eigenschwätztherapie mit deiner legendären Bescheidenheit ist doch, satirisch gesehen, großartig.
Ich danke dir noch für dein Lob und hoffe, dass das Lesen deiner eigenen Satiren dich auch beflügelt und inspiriert. Mir geht es manchmal so.
Wir haben hier ja ein Herz für Sonderfälle.

Sirius


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