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Jahrmarkt

#1 von Sirius , 26.06.2020 17:36

Jahrmarkt

Sinds die Häuser, sinds die Gassen?
Ach, ich weiß nicht, wo ich bin!
Hab ein Liebchen hier gelassen,
Und manch Jahr ging seitdem hin.

Aus den Fenstern schöne Frauen
Sehn mir freundlich ins Gesicht,
Keine kann so friedlich schauen,
Als mein liebes Liebchen sieht.

An dem Hause poch ich lange -
Doch die Fenster stehen leer,
Ausgezogen ist sie lange,
Und es kennt mich keiner mehr.

Und ringsum ein Rufen, Handeln,
Schmucke Waren, bunter Schein,
Herrn und Damen gehen und wandeln
Zwischendurch in bunten Reihn.

Zierlich Bücken, freundlich Blicken,
Manches flüchtge Liebeswort,
Händedrücken, heimlich Nicken -
Nimmt sie all der Strom mit fort.

Und mein Liebchen sah ich eben
Traurig in dem lustgen Schwarm,
Und ein schöner Herr daneben
Fürhrt sie stolz und ernst am Arm.

Doch verblasst war Mund und Wange,
Und gebrochen war ihr Blick,
Seltsam schaut sie stumm und lange,
Lange noch auf mich zurück.

Und es endet Tag und Scherzen,
Durch die Gassen pfeift der Wind -
Keiner weiß, wie unsre Herzen
Tief vom Schmerz zerrissen sind.

Joseph von Eichendorff


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Sirius
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