Diskussion um Böllerverbot zeigt die Arroganz der Großstädter
Es gibt nicht nur die Böllerkrieger aus Neukölln. Zwischen dem über Knaller naserümpfenden Bürgertum und Familien in Brandenburg liegen Welten. Ein Kommentar.
ALEXANDER FRÖHLICH
Das Mantra von der „Krise als Chance“ kann wahrscheinlich mittlerweile niemand mehr hören. Der Berliner Senat aber scheint auch nach Monaten des Lebens mit dem Virus die Coronakrise noch als Chance zu betrachten. Zum Beispiel, um endlich ein Böllerverbot zu erwirken. Treiber der Initiative sind vor allem die Grünen. Das Verbot steht seit langem auf ihrer Agenda. Nun wird es als Coronamaßnahme verkauft und soll am Mittwoch im Kreis der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin abgestimmt werden.
Jeder kann zum privaten Feuerwerk stehen, wie er mag. Die Attacken auf Rettungskräfte und regelrechte Böllerschlachten zwischen Jugendlichen haben die Ablehnung in den vergangenen Jahren befördert. Neue Böllerverbotszonen ermöglichten friedliches Feiern, der Erfolg war durchwachsen, der Aufwand enorm.
Der jetzige Vorstoß Berlins spricht jenen Bürgern und Familien jede Fähigkeit zum selbstverantwortlichen Handeln ab, die seit Monaten die Einschränkungen mittragen. Es geht eben nicht nur um die Knallchargen, jung, männlich, die in Neukölln Krieg spielen. Es geht um die vielen Familien, die im Garten ihres Einfamilienhauses in Karlshorst, die vom Balkon in Friedenau nach diesem Jahr ein Funkeln in den Himmel jagen wollen.
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https://www.tagesspiegel.de/berlin/vorst...r/26651452.html
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