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Einschüchterungsversuch CDU blamiert sich mit Anzeige gegen IT-Expertin
Lilith Wittmann findet eine Sicherheitslücke in der Wahlkampf-App der CDU. Der Bundesgeschäftsführer bietet ihr einen Beratungsvertrag an. Die IT-Expertin lehnt ab - und wird angezeigt.
Es hätte eine harmlose Posse bleiben können: Eine IT-Expertin findet eine Sicherheitslücke in einer Wahlkampf-App der CDU, die Partei nimmt die App schnell offline, behebt die Schwachstelle und entschuldigt sich. Alle schmunzeln über die Union, die sich als Partei der Digitalisierung inszeniert, aber nicht in der Lage ist, die Daten der eigenen Wahlkampfhelfer richtig zu schützen. Deutschland, digitales Entwicklungsland, kennt man ja. Es ist keine harmlose Posse geblieben. Wegen der Sicherheitslücke ermittelt das Berliner Landeskriminalamt - aber nicht etwa gegen die CDU, sondern gegen Lilith Wittmann, die im Mai auf das Problem aufmerksam gemacht hatte. "Damals hat mich Bundesgeschäftsführer Stefan Hennewig angerufen und mir einen Beratungsvertrag angeboten", sagt Wittmann. Nachdem sie deutlich gemacht habe, dass sie nicht beabsichtige, für die CDU zu arbeiten, habe Hennewig mit einem Strafverfahren gedroht.
Die App, um die es geht, heißt "CDU Connect" und wurde von der Agentur PXN GmbH für den Bundestagswahlkampf 2017 entwickelt. Auch CSU und die ÖVP in Österreich setzen Apps ein, die auf demselben Software-Gerüst beruhen. Wer für eine der Parteien an Haustüren klingelt und um Stimmen wirbt, kann damit detailliert Daten erfassen: Wer hat wann in welcher Straße geöffnet? Wie alt war die Person und was hält sie von der jeweiligen Partei? Für jeden Eintrag erhalten die Wahlkampfhelfer Punkte und klettern in einer internen Bestenliste. Im Frühjahr 2021 waren persönliche Daten und Fotos von mehr als 18 000 Menschen hinterlegt, die für die CDU um die Häuser zogen und an Hunderttausenden Türen klingelten. Hinzu kam ein Datensatz mit 1350 Angeworbenen, der deren Adresse, Geburtsdatum und Interessen umfasste.