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Ljuba Arnautovic „Junischnee“: Auf der Rückseite des Mondes
Wie Ljuba Arnautovic in ihrem Roman „Junischnee“ eine unbeschreibliche Geschichte beschreiblich macht. Einen Roman nennt die Wiener Autorin Ljuba Arnautovic auch den zweiten Teil ihrer ergreifenden Familiengeschichte. Dabei ist vieles darin dokumentarisch, das meiste den Erzählungen aus der Verwandtschaft abgelauscht, etliches sogar selbst erlebt. Ihre eigenen Reflexionen über die Eltern, die Groß- und Urgroßeltern gibt sie in einfachen, gut nachvollziehbaren Szenen wieder. So oder so ähnlich werden sie gesprochen haben, so dachte man, war die Stimmung. Wer auf diese Weise erzählt, braucht sowohl Distanz als auch Empathie. Arnautovic richtet nicht über ihre Figuren, obwohl sie – als deren Tochter und unter den Verhältnissen ihrer Kindheit – doch allen Grund dazu hätte. Stattdessen stellt sie die Eltern zurück in den irrsinnigen zeithistorischen Zusammenhang, in dem sie lebten, und kommt ihnen aus der so gewonnenen Distanz doch wieder nahe. Eine reifere Familienerzählung lässt sich kaum denken. Die Geschichte raubt einem den Atem. Karl Arnautovic, der Vater der Autorin, ist neun Jahre alt, als seine kommunistische Mutter ihn mit dem 13-jährigen Halbbruder aus dem bürgerkriegsgeschüttelten Wien in die sichere, friedliche Sowjetunion schickt. Im „Kinderheim Nr. 6“ für Genossenkinder in Moskau lernen die Jungen den Sozialismus von seiner hellen Seite kennen. Erzogen wird nach Erkenntnissen der Reformpädagogik, Bildung steht hoch im Kurs, für alles Leibliche ist gesorgt.