Keine Schlafwandler
Ein Beiratsmitglied eines Strategiezentrums der Bundesregierung denunziert Kriegsangst als „Krankheit“. UN-Generalsekretär Guterres warnt vor Ausweitung des Ukraine-Kriegs zu einem „größeren Krieg“.
Ein deutscher Politikprofessor denunziert die Angst vor einer unkontrollierten Eskalation des Ukraine-Kriegs als „Krankheit“. Der Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel, Joachim Krause, rechnet damit, dass NATO-Staaten in absehbarer Zeit Kampfjets an die Ukraine liefern. Mit Blick darauf sei „Eskalationsbereitschaft“ angesagt, nicht „Eskalationsphobie“, erklärt Krause, der auch dem Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik angehört, des militärpolitischen Strategiezentrums der Bundesregierung. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine haben deutsche Politiker und Medien immer wieder Kriegsangst zu stigmatisieren versucht; in einem aktuellen Medienbeitrag heißt es über Furcht vor dem Übergreifen des Krieges auf die Bundesrepublik: „Panikmache müsste ... strafbar sein.“ Unterdessen hat UN-Generalsekretär António Guterres gestern mit Blick auf den Ukraine-Krieg explizit gewarnt, „die Welt“ bewege sich „mit weit geöffneten Augen“ in einen „größeren Krieg“ hinein. Guterres fordert: „Wir müssen härter für den Frieden arbeiten – überall“.
UN-Generalsekretär António Guterres warnt vor einer Ausweitung des Ukraine-Kriegs zu einem „größeren Krieg“. Wie Guterres gestern vor der UN-Generalversammlung konstatierte, befinde sich die Welt in einer gefährlicheren Lage denn je seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs; die „Doomsday Clock“ („Weltuntergangsuhr“), mit der Wissenschaftler die Nähe zu einer von Menschen herbeigeführten apokalyptischen Katastrophe darzustellen suchen, stehe seit kurzem auf 90 Sekunden vor Mitternacht – ein Punkt, den sie nicht einmal in den härtesten Phasen des Kalten Kriegs erreicht habe. Ursache seien neben der drohenden Klimakatastrophe nukleare Gefahren und vor allem der Ukraine-Krieg. „Die Aussichten auf Frieden verschlechtern sich weiter“, warnte Guterres, „die Wahrscheinlichkeit weiterer Eskalation und Blutvergießens steigt weiter.“ Er fuhr ausdrücklich fort: „Ich fürchte, die Welt schlafwandelt nicht in einen größeren Krieg, sie bewegt sich mit weit geöffneten Augen in ihn hinein.“ Der UN-Generalsekretär forderte eindringlich zum Gegensteuern auf: „Wir müssen härter für den Frieden arbeiten – überall.“
Schon vor rund einem Monat hatte Papst Franziskus ebenfalls eindringlich vor einem großen Krieg gewarnt. Franziskus äußerte sich in seiner traditionellen Neujahrsansprache, die er wie jedes Jahr vor den beim Vatikan akkreditierten Diplomaten aus aller Welt hielt und die als außenpolitische Grundsatzrede des Papstes gilt, zu den zahlreichen aktuellen Konflikten – von Syrien über den israelisch-palästinensischen Konflikt, den Bürgerkrieg in Myanmar und die Spannungen und Unruhen etwa in Peru und Haiti bis zu den Kriegen in der Sahelzone sowie in weiteren Ländern Afrikas. Zwar beträfen die zahlreichen Kriege und Konflikte jeweils „nur bestimmte Gebiete des Planeten unmittelbar“; doch bezögen sie, sei man ehrlich, „im Grunde genommen alle mit ein“. „Das beste und jüngste Beispiel dafür“ sei „der Krieg in der Ukraine mit seiner Spur von Tod und Zerstörung, mit den Angriffen auf die zivile Infrastruktur, bei denen Menschen nicht nur durch Bomben und Gewalt, sondern auch durch Hunger und Kälte ihr Leben verlieren.“ Der Papst urteilte über die gegenwärtige Lage: „Heute ist der Dritte Weltkrieg in einer globalisierten Welt im Gang“.
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https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9155
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