Frühlingsweinen

Ich seh den Frühling schon aus den Birken kommen,
sitz aber in meinem Rauch und langweile vor mich hin.
Hab ich nie gesagt, wie gern ich an deinem Gesicht lieg,
hab ich nie gekonnt: In dein Herz steigen
wie der Frühling aus den Birken.

Und was ich noch aussprech, will nicht erwachsen werden,
bleibt klein und unberührt zurück.
Und so schlief ich wohl tausend Nächte nicht, in
denen ich doch bei dir war – unbemerkt von dir.
Und ich half dem Frühling nicht durchs Jahr.

Auch wenn ich sag, ich lieb dich mal dreitausend,
so ist doch jede Zahl kleiner als eine Birkenblüte,
aber wo waren wir, als die Nächte riefen und der Frühling..
Immer komm ich zu spät, Immer vergisst mich der Mond,
das Wort, die Hand, der Seufzer des Frühlings.

Gefangen in mir selbst, zukunftsfern und schwer tapse ich
durch den Unrat abgelegter Worte, eigentlich und immer eigentlich
bin ich nur da und nicht bei jemandem, strauchle nur immer
durch Gedankenwind und trostlose Sätze.
Und so sitz ich in meinem Rauch

Und weiß, es wird noch dauern, ehe der Frühling
mir, dem Schneeflockensammler, weh tut.
Einst zog mich die Sanftheit zu dir
und die Traurigkeit verlorengeglaubter Tage.
Und du ließest mich schlafen in den Tränen des Winters.

Sirius

Sirius, das ist viel, das ist dicht, sehr dicht. Und ein irgendwie.... unglaublich intimes Gedicht. Da ist nichts zwischen deinem Empfinden und dem Leser, es ist so sonderbar.... unmittelbar.

Die erste Strophe ist allein schon ein Gedicht für sich und ist - jeder Vers für sich genommen - mein Favorit. Das ist ganz stark!

Zitat von Sirius im Beitrag #1

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Und so sitz ich in meinem Rauch

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Zitat von Sirius im Beitrag #1

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Auch wenn ich sag, ich lieb dich mal dreitausend,
so ist doch jede Zahl kleiner als eine Birkenblüte,

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Hallo weegee,

ich danke dir herzlich für deinen wundervollen Kommentar!
Mit dem Aufstauen hast du recht, aber wir brauchen es nicht herauszuschreien,
wir können es aufschreiben. Und überhaupt mal wieder zu schreiben,
hat mir gut getan.
Ich danke dir!

Sirius

Der nahenden Frühling lässt dich melancholisch werden, Sirius. Zu deinem und des Lesers Glück.
So fließen Zeilen aus der Feder, die berühren.

Dem LI sei ins Ohr geflüstert: Genieße den Frühling und jeden Tag, als wenn's der erste wäre.

Liebe Lottegrüße in dein Wochenende

Ich werde ganz bestimmt jeden Frühlingstag genießen, Lotte. Jedenfalls versuche ich es.
Und ich danke dir herzlich für deine lieben Zeilen!

Sirius