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Han Kangs "Griechischstunden" handelt von einer Frau, die das Sprechen eingestellt hat. Die Protagonisten in diesem Roman sind sehr in sich gekehrt, ihre Gedanken sind durchtränkt von philosophischen Überlegungen. von Danny Marques Marcalo
Ein Altgriechisch-Kurs in Seoul. Der Lehrer ermuntert eine seiner Schülerinnen vorzulesen, was an der Tafel steht. Sie bewegt die Lippen. Mit der Zungenspitze befeuchtet sie die Unterlippe. Sie sitzt da und knetet die Hände. Es ist mucksmäuschenstill. Sie öffnet den Mund und schließt ihn gleich wieder.
Da kommt nichts. Die Frau spricht nicht. Dabei ist sie weder stumm noch besonders schüchtern. Sie hat das Sprechen einfach eingestellt. Sie ist deswegen in Therapie. Wenn der Therapeut etwas sagt, worauf sie reagieren muss, dann schreibt sie es ihm auf. Sprache und Sprechen, das sei ein mangelhaftes Konzept, erzählt Han Kang in einem Interview mit PEN America: "Sprache ist unzuverlässig. Wenn man sehr exakt sein möchte, dann versagt man jedes Mal. Es ist, als würde man mit Pfeil und Bogen schießen, aber das Ziel jedes Mal verfehlen. Damit muss ich umgehen."
Die fehlende Sprache hat für die Heldin durchaus Folgen. Das Sorgerecht für ihren Sohn hat sie auch deswegen verloren. Der Roman hält sich aber nicht viel mit der Psychologisierung des Problems auf. Ein schlankes Buch, passenderweise könnte man sagen: Nur das Nötigste wurde hier aufgeschrieben, damit man folgen kann. Und dennoch ist Platz für einen zweiten Helden: den Griechischlehrer - mit deutscher Vergangenheit. In diesem unsäglichen Land muss man sogar Fremde anlächeln. Ich mag nicht mehr lächeln. Ich möchte nach meiner Vorstellung leben. Ich lächle nicht mehr, auch daheim nicht.