Das Presseorganversagen
Zwischen den traditionellen Medien und den Mächten, über die sie berichten sollen, gibt es keinerlei Distanz mehr. Exklusivauszug aus „Journalisten und ihre Schatten“.
Unabhängiger Journalismus, der sich dem Wohl der Bürger verpflichtet fühlt, steht und fällt mit seinem Verhältnis zur Macht. Betrachten sich Politiker und Medienvertreter als Angehörige ein und desselben Milieus oder gar einer gemeinsamen weltanschaulichen Überzeugungsgemeinschaft, ist es vorbei mit der Fiktion einer Presse, die die Regierung kontrolliert. Nicht wenige Kampagnen der letzten Zeit haben das unappetitliche Schauspiel von Journalisten geboten, die der Macht geradezu hörig zu sein schienen. Eine Lösung könnte in der Stärkung der Alternativmedien liegen, die im Zeitalter des Internets boomen und schwerer in ihrer Gesamtheit zu kontrollieren sind. Allerdings müssten diese noch einen Reifungsprozess durchlaufen. Exklusivauszug aus „Journalisten und ihre Schatten: Zwischen Medienkonzernen und unabhängiger Berichterstattung“.
von Patrick Lawrence
Ich habe noch nie viel von goldenen Zeiten gehalten, und schon gar nicht habe ich sie erlebt. Eine Zeit lang, mitten im Kalten Krieg, glaubten viele Journalisten, dass sie nach den Kompromissen der Vierziger-, Fünfziger- und Sechzigerjahre damit begonnen hätten, die verlorene Integrität ihres Berufs wiederherzustellen. Es gab die beste Vietnam-Berichterstattung, die Veröffentlichung der Pentagon Papers, die Aufdeckung des Watergate-Skandals. Etwas abseits davon gab es eine lebendige „alternative“ Presse. Unter den Journalisten der großen Tageszeitungen und der großen Rundfunkanstalten kam der Gedanke auf, dass die Nachrichtenmedien von innen heraus durch jene Mitarbeiter, die ihre Redaktionen bevölkern, verändert werden könnten. Ein goldenes Zeitalter, nein. Aber ein solcher Optimismus lag in der Luft, als ich mich aufmachte, Journalist zu werden.
Damals gab es einen Raum im Mainstream, wenn auch keinen großen, für Journalisten, die an den Idealen, Grundsätzen und Zielen festhielten, die die Menschen gewöhnlich in diesen Beruf ziehen. Aber dieser Bereich begann sich zu schließen, als die Niederlagen in Südostasien/Vietnam 1975 die amerikanische Psyche so schwer verletzten und die Machtelite verunsicherten. Dann verschwand er, mehr oder weniger vollständig, als die Jahre des Kalten Krieges dem Triumphalismus nach dem Kalten Krieg wichen, der die Neunzigerjahre prägte. Es folgten die Ereignisse des Jahres 2001. Sie waren ein entscheidender Moment für die Rückkehr unserer Medien zu den schlimmsten der vielen schlechten Gewohnheiten, die sie in den Fünfzigerjahren angenommen hatten.
Weiterlesen:
https://www.manova.news/artikel/das-presseorganversagen
Reset the World!
Beiträge: | 27.832 |
Registriert am: | 02.11.2015 |
![]() | Ein eigenes Forum erstellen |