nicht schuldig
gott wurde begraben
zitronen wollten verzehrt werden
kröten geschluckt
kein baum
wuchs aus der kälte
watend im braunen schlamm
der teufel
trägt
die sünden nicht
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Hieronymus Bosch, der kam mir hier sofort in den Sinn. All das Chaos, die vielen Farben. Der Text führt mich unweigerlich in diese/seine Welt, ich betrachte sozusagen ein Riesengemälde. Und das sehr gerne und lang. Einzig an den letzten vier Zeilen würde ich vielleicht minimal etwas ändern, mir erscheinen sie wie eine Inversion.
LG, Richard
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Meine Auslegung ist, dass der Text für jene steht, die immer alles schlucken und nie von nichts gewusst haben. Die lieber in den sauren Apfel beißen (Zitronen) und sich alles unterjubeln lassen und dann am Schluss natürlich völlig unschuldig sind. Die schweigende Mehrheit, die selbst noch die Nazis toleriert.
Sirius
Reset the World!
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Wie auslegbar doch brauner Schlamm ist. Aus dieser Perspektive: ja sicher, so kann man es auch sehen. Frage: reicht hier ein Wort? Eine Farbe transportiert die Anklage? Wie kam ich bloß auf den Bosch? Das ist etwas für die Autorin.
LG
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Ihr habt ja beide Recht, Jungs. Ausgehend von der Nazi-Zeit, kamen mir beim Schreiben noch viele andere Bilder in den Sinn, deren Inhalt, losgelöst von der Zeit, letzendlich identisch ist. So wie in Boschs Bildern, die geradezu prophetenhaft in die Zukunft gemalt wurden. Auch sie bieten dem Menschen keinen Ausweg, keinen alles verzeihenden Gott. Keinen Teufel. der bereit ist, alle Schuld auf sich zu nehmen.
Ich weiß nicht so recht, wo du meinst eine Inversion zu finden, Richard. Für die letzten Zeilen habe ich zwei Lesarten:
kein baum
wuchs aus der kälte
watend im braunen schlamm.
der teufel
trägt
die sünden nicht
oder
watend im braunen schlamm: der teufel
(der teufel) trägt die sünden nicht
Liebe Lottegrüße
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Danke für Deine Antwort, scrab.
Intention - Verdichtung - Interpretation. Als wenn diese Abfolge, oder der einzelne Vorgang, nicht schon kompliziert genug wäre. Hätte Sirius seine Auslegung nicht niedergeschrieben, wäre ich im Leben nicht auf Deine Intention gekommen, scrab. Schlamm ist per se „braun“ - das wäre meine Kritik - , er ist sozusagen der Indikator für das Gemeinte. Gott und Teufel, die apokalyptische Szenerie in der das Gedicht „spielt“, haben mich, wie gesagt, sofort an Bosch denken lassen. Ein intellektuelles Arschloch, wie ich es nun mal auch bin, fragt sich da natürlich schon, ob diese massiven Überhöhungen (Szenerie des Textes) Deine Intention stützt. Und ihr da draußen: nein, das ist kein Gestänker, das ist Textarbeit.
Zur von mir vermuteten Inversion. Ich blieb immer bei „watend im braunen schlamm“ hängen. Stünde nach „schlamm“ trägt-der-teufel-die-sünden-nicht, wäre es meiner Meinung nach schlüssiger. Noch besser: eine Leerzeile nach „kälte“. Denn, und das war mein Problem: obwohl der Text durchgängig gearbeitet ist, steht „watend im braunen schlamm“ extrem isoliert, ich muss die vorausgegangene Erzählweise ausblenden und mich neu orientieren. Das liegt am Bruch, hier verwendest Du eine andere Erzähltechnik, denn erst in der darauffolgenden Zeile beziehst Du Dich auf den Teufel. Und deswegen habe ich hier an dieser Stelle eine Inversion gelesen.
LG, Richard
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Beim braunen Schlamm habe ich auch zuerst gezögert Richard, doch ist die Farbpalette des Schlamms nicht auf's Braun beschränkt. Er zeigt sich auch gerne in Grau, Schwarz und mitunter in Gelb.
Als sich während des Schreibens das Bild weitete, wurde mir klar, dass braunes Denken nicht einzig im Nationalsozialismus beheimatet ist, sondern in jeglicher Erhöhung eines Volkes, einer Religion oder einer Gemeinschaft und alle Herzenkälte, die im braunen Schlamm watet, ob handelnd oder schweigend, sich schuldig macht.
Liebe Grüße
scrab
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In puncto Schlamm muss ich Dir zustimmen, scrab, da habe ich etwas voreilig argumentiert. Aber hey, meistens ist er braun. Hast Du denn mit meiner Technik-Kritik etwas anfangen können? Über Deinen Gedankengang sinniere ich..
LG
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Ehrlich gesagt, Richard, bin ich da noch nicht ganz schlau draus geworden.
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Kleine Bemerkung am Rande:
"...Sexueller Missbrauch habe häufig eine Vorgeschichte, oft seien spätere Täter früher selbst Opfer
sexueller Gewalt geworden, wird der Papst zitiert. "So wird der Missbrauch der Zukunft gesät, das
ist verheerend." Wenn Priester oder Ordensleute in Missbrauchsfälle verwickelt seien, sei dies ein
Werk des Teufels. "Es ist klar, dass hier der Teufel präsent ist, der das Werk Jesu durch den zerstört,
der es verkünden soll", so der Papst...."
http://www.katholisch.de/aktuelles/aktue...h-ist-krankheit
...und ich dachte, der Teufel hätte langsam ausgedient. Aber ich bin sicher, auch diese Schuld wird er sich nicht aufbürden lassen.
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