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RE: Vorm Fenster

#1 von Sirius , 22.02.2017 00:11

Vorm Fenster

Vor beschlagnen Scheiben
Rieselt Mondschein hin.
Werd am Fenster bleiben
Ohne Sinn.

Wind. Wie beugt die grauen
Birkenreihn sein Spiel.
Leid war viel zu schauen,
Tränen viel..

Unwillkürlich rinnen
Trüber Jahre Reihn.
Es tut weh da drinnen..
So allein.

Hab die Zeit belogen,
War ja niemals fromm.
Hab dich aufgesogen.
Liebste, komm..

Vor beschlagnen Scheiben
Trauer ich um mich.
Aber Finger schreiben:
Ich hab Dich.

Sirius


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RE: Vorm Fenster

#2 von Richard , 22.02.2017 11:58

Bestechend unmittelbar, die Stimmung.

Das LI konstatiert, schwelgt .. perfekter Schluss. "Trauer ich um mich" wäre in meinen Augen schlüssiger. Guter Text, so ungewohnt schlicht und nüchtern..

Richard

 
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RE: Vorm Fenster

#3 von Karl Ludwig , 22.02.2017 13:16

Widerspricht nicht Z12 So allein der Z20 Ich hab Dich?

Goldwaagen verkaufend ab.


Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!

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RE: Vorm Fenster

#4 von Richard , 22.02.2017 13:24

Zwei Optionen, die das Gedicht hergibt:



Da sitzen zwei Personen.

Irgendwo sitzt eine Person, die das gleiche macht bzw. denkt. Das wäre dann die Überhöhung dieses Bildes, womit mein Verbesserungsvorschlag obsolet wäre..

 
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RE: Vorm Fenster

#5 von scrabblix , 22.02.2017 20:19

Dieser Tage wird hier wohl viel aus dem Fenster geguckt, doch ein jeder findet neue Worte, neue Gedanken, wie deine nachdenklichen Zeilen beweisen, Sirius. Ungewohnt nüchtern, aber gut!



Zitat von Richard

Da sitzen zwei Personen.
Irgendwo sitzt eine Person, die das gleiche macht bzw. denkt. Das wäre dann die Überhöhung dieses Bildes, womit mein Verbesserungsvorschlag obsolet wäre..



Dagegen spricht die 3. Zeile.

Dein Verbesserungsvorschlag ist sicher überdenkenswert, Richard.

Liebe Lottegrüße


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Vorm Fenster

#6 von Sirius , 22.02.2017 20:31

Das „So allein“ bezieht sich auf die Situation vor dem Fenster, in der die Erinnerungen aufkommen und die traurige Situation schaffen. Das „Ich hab dich“ bedeutet nicht zwangsläufig, dass das LD zugegen ist. Es kann (und ist) vielmehr geographisch weit entfernt, und schon die Tatsache, dass es das LD gibt, spendet hier Trost.

"Trauer ich um mich" ist besser, „man“ ist immer irgendwie doof. Und man kann ja bei den Erinnerungen eine Trauer empfinden, die sich nicht permanent durch das gegenwärtige Leben zieht.
So ist Richards Kommentar „Das LI konstatiert, schwelgt ..“ genau zutreffend.
Ich danke dir herzlich dafür!
Auch dir, Karl-Ludwig, dass du es gelesen hast.

Das Nüchtere, Lotte, entspricht noch dem Nachhall von „So nah die Zeit“ mit dem Honigbecher. Das wollte ich nicht wiederholen, aber trotzdem melancholisch bleiben.
Danke, dass es dir gefallen hat!

Sirius


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RE: Vorm Fenster

#7 von weegee , 22.02.2017 21:39

Stark, Sirius. Ganz stark. Eine selten intime, stille Szenerie.

Toll der Übergang:
"Werd am Fenster bleiben
Ohne Sinn.

Wind."

Hab ich so noch niemals gesehen.

"Aber Finger schreiben:
Ich hab Dich."

Für mich bedeutet das: Das LI hat letztendlich, schlussendlich immer auch sich selbst gehabt. Und das ist tröstlich.

(weegee)


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
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RE: Vorm Fenster

#8 von Sirius , 22.02.2017 22:00

Das freut mich unheimlich, weegee, dass du diesen seltsamen Übergang wahrgenommen hast.
Denn das "Ohne Sinn" erschien mir einfach zu abgegriffen, zu trivial, ich wollte einfach mit "Wind. Punkt" davon ablenken.
Dankeschön für deinen Kommentar!

Sirius


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