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RE: Bin ich in diesem Ordner richtig?

#1 von Karl Ludwig , 27.11.2017 06:58

Zuerst kramte ich eine meiner verloren gegangenen Geschichten aus dem Gedächtnis und schrieb eine gestraffte Version, ein Exposee, eher ein Stichwortverzeichnis:

Wunder geschehen immer wieder

Als ich letzten Sonntag aufwachte war alles anders: Mir war nicht schlecht! Ich lustwandelte in meine Küche, kochte Kaffee, zündetet eine Zigarette an und erhielt prompt die Bestätigung, dass heute wirklich alles ganz anders war als üblich: Ich musste nämlich nicht kotzen.

Als ich meine Finger wie gewohnt in Richtung Kopfschmerztabletten krabbeln sah, kletterte ein amüsiert-überlegenes Lächeln die Rippen hoch, so bis ins Gesicht.

Meistens interessiert es mich nicht die Bohne, aber nun wurde ich doch neugierig. Was, um Himmels Willen, war Gestern passiert?

Schlagartig, wie einem Albatross, der beim Stapellauf vom Dampfer getroffen wird, offenbarte sich mir ein tiefes Mysterium: Es gibt einen sinusgekrümmten Zusammenhang zwischen der Menge Alkohol gestern und dem Kater heute.

Völlig euphorisch wollte ich meine Freunde dieser Erkenntnis teilhaftig werden lassen, aber sofort wurde mir klar, dass diese gerade im Koma liegen.

Was tun. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Jetzt! Hier! Sofort! Wenn nicht Du, wer dann. Wenn nicht jetzt, wann sonst? Und so weiter.

Wenn mir schlecht ist, trinke ich ein Bier, gerne auch zwei und vielleicht auch noch mehr, dann geht es doch schon etwas besser. Wie gut also muss es mir erst gehen, wenn es mir nicht schlecht geht und ich dann ein Bier trinke, oder zwei, oder …

Also, ich weiß nicht mehr genau, wie dieser Tag weiterging, deswegen kann ich es Euch auch nicht erzählen.


Dann versuchte ich, diese Geschichte in Versform zu bringen. Nach zwei Tagen verlor ich die Lust. Was Beethoven kann, kann ich auch: Meine persönlich Unvollendete!

Neulich bin ich aufgewacht
fühlte mich nicht übel.
Es war Sonntag und halb acht,
heiter sah ich auf den Kübel,

welcher präventiv am Bett …
Egal! Ich staunte bloß enorm.
Warum geht es mir so nett?
Wo bleibt meine Standard-Form?

Die wird nämlich immer schlimmer,
unbeschreiblich und statt Kater,
Löwen, Tiger – hier im Zimmer.
Machen jeden Tag Theater.

Ich ging senkrecht in die Küche,
- wahrer Mensch an diesem Tage.
Frohes Trällern anstatt Flüche,
und im Hinterkopf die Frage:

Was war gestern bloß gescheh'n?
(Meistens will ich's gar nicht wissen)
Doch der Morgen war so schön.
Warum nicht wie sonst: Beschissen?

Als die Finger ungefragt
Richtung Packung Pillen krochen,
mit 'nem Knall und Donnerschlag,
wie von einem Schiff getroffen

einem Albatros beim Stapellauf
offenbarte sich mir eine
… äh … Offenbarung, und zwar auf
einen Hieb. Wisst Ihr, ich meine:

Postalkoholisches Intoxikationssyndrom!
Ja, genau! So kann's gescheh'n.
Und überhaupt, wisst Ihr auch schon
diese Weisheit (aus Verseh'n):

Dass die Menge Bier, Wein, Sprit
von Gestern, heute sinuskrumm,
das Resthirn quält. Und zwar damit
sich alles krank fühlt und saudumm?

Ich griff froh zum Telefon,
wusste nun genau Bescheid.
Aber sofort wurd' auch schon
völlig klar: Um diese Zeit

liegen alle flach im Bett.
Oft daneben. Und was nun?
Die zu wecken, wär' nicht nett.
Doch was könnt' ich sonst so tun?

Wenn mir schlecht ist, nutzt ein Bier,
und schon geht es wieder weiter.
Wie gut also muss es mir
dann erst geh'n, wenn ich ganz heiter

bin?

Und trotzdem saufe oder trink?
Drum verzeiht dies 'Open End'.
Wie der Tag dann weiter ging
habe ich total verpennt.


Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!

Karl Ludwig  
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RE: Bin ich in diesem Ordner richtig?

#2 von Sirius , 27.11.2017 21:14

Ein Sonntags-Epos der Emotionen und Befindlichkeiten einschließlich Vorwort, wobei „Vorwort“ durch das entsprechende Fremdwort zu ersetzen ist.
Gewitzt, möchte ich sagen und mache es auch. Am Schluss ist der Durst etwas größer als der Biervorrat, macht aber nichts. Bestechend die Analyse, dass es einen siriusgekrümmten Zusammenhang zwischen der Menge des Alkohols und der Größe des Katers gibt, woraus man auf des Volumen des Kotzeimers schließen kann.
So viele Strophen muss man auch erstmal hinbekommen. Man muss auch die Lust (und das Bier) dazu haben.
Schon deshalb ertönt aus dem Hintergrund der Beifall der Massen.
Und Sirius stimmt mit ein: Hasse noch n Rollmops?

Sirius


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