Hier rauchen alle gern und keiner will es aufgeben
Die Amerikanerin Nell Zink beobachtet Vögel, wohnt in Bad Belzig und schreibt sehr komische Bücher. In ihrem Roman „Nicotine“ erzählt sie von einer Hausbesetzer-WG, die das Rauchen nicht lassen kann.
Die Amerikanerin Nell Zink ist eine Meisterin darin, das Schlimmste gleich am Anfang geschehen zu lassen, mit einer heiteren, rohen Ungeniertheit, in einer Sprache, die gleichzeitig poetisch und ungelenk ist. In ihrem Debüt „Der Mauerläufer“ ist es der Verlust des Kindes: „Ich schaute gerade auf die Karte, als Stephen plötzlich ausscherte, gegen den Felsen schrammte und die Fehlgeburt verursachte“, ist ein ziemlich eindrücklicher erster Satz.
Das Nell-Zink-Typische ist dann aber der Fortgang der Ereignisse, in dem sich die Protagonisten alle auf so fundamentale Art und Weise seltsam verhalten, dass man nicht weiß, wie man ihr Verhalten bewerten soll: Ist das jetzt Missbrauch, was da gerade geschieht (Nell Zink ist auch eine Meisterin der bizarr-vergnüglichen Sexszenen)? Oder ist es doch wieder auf irgendeiner höheren Ebene okay, weil es durch eine unvorhergesehene Wendung der Handlung, durch eine überraschende Bewertung des Geschehens durch die Protagonistin, gleichsam aufgehoben wird?
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