Krümel
Ich kam aus dem Haus,
in dem man nicht spricht,
in dem keine Krümel
aufs Laken fallen durften.
Ich suchte ein leergeweintes
Mädchen, das mich ertrug
und meine Namenslosigkeit.
Wir teilten ein Jahr
in Herzgesprächen,
dann hustete sie sich zu Tode.
Da kamen alle, um zu jammern
um sie, drohten mir
mit ihrem Gott.
Und ich ging in ein Haus,
in dem man nicht spricht,
und ließ Krümel aufs Laken fallen.
Sirius
Reset the World!
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MEIN Empfinden ist: Deine Gedichte sind am stärksten, wenn's ans Eingemachte geht. Und DEIN Einmachkeller, Sirius, ist definitiv groß und tief.
"Ein leergeweintes Mädchen" ist eine HAMMER-Formulierung, so schlicht ud dadurch kristallklar, absolut.
LG
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Ich versuche, ein wenig von der Schmuseschreibe wegzukommen, aber meine Muse ist meist romantisch veranlagt.
Das Problem ist, es bleibt oft viel im Ungewissen, was ich eigentlich sagen will. Da muss ich noch dran arbeiten.
Ich danke dir, weil du aus berufenen Mund sprichst. Herzlichen Dank dafür!
Sirius
Reset the World!
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Das kenne ich: "Es bleibt oft viel im Ungewissen, was ich eigentlich sagen will."
Ich fürchte aber, das liegt in der Natur der Sache. Was heißt Fürchten? Das macht Lyrik ja so spannend: Letztendlich kommt ES aus dem Nebel und tritt - aufgeschrieben - genau EINEN Schritt aus dem Nebel hervor. Nicht mehr. Für den Verfasser. Für den Leser stellt sich dann vieles ganz anders dar.
Ich glaube, ganz einfach gesagt: PROSA geht den direkten Weg vom Hirn in die Hände auf die Tastatur. LYRIK kommt woanders her, das Hirn schaltet sich vielleicht erst bei der Überarbeitung voll ein. Wenn das ginge: Die besten Gedichte würden bei Bewusstlosigkeit geschrieben werden.
Eigentlich müsste es doch heißen: Ich schreibe, was ich jetzt in mir ERKENNE. Manchmal fange ich ein Gedicht an und weiß überhaupt nicht, was ich sagen werde oder will. Ein EXAKTES, scharf umrissenes Abbild eines tiefen Gefühls wäre das perfekte Gedicht und ist - schier unmöglich. Das hieße ja: Sich selbst vollkommen erkennen.
LG, Jörn
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Das Problem ist, dass ich während des Schreibens kein Wort mehr zugeben will, dass es so, wie es steht, stehen muss, auch, wenn es keiner versteht. Im Nachhinein aber weiß ich, da fehlte noch was, aber beim Schreiben selbst bin ich so kompromisslos. Das ist auch ein Widerspruch in mir selbst.
Aber das ist auch eine tolle und schöne Vorstellung: Dass etwas aus dem Nebel erscheint für die Zeit des Lesens und (Nicht)Begreifens und dann wieder verschwindet, aber viele Sichtweisen hinterlässt. Mich wundert es selbst, dass ich manchmal ein Empfinden, eine Situation derart beschreibe, dass sie schon banal wirkt, wie die krümel auf dem Laken, für mich aber Metaphern von ungeheurer Wichtigkeit sind.
Sirius
Reset the World!
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