(6)
Gott ist tot!
Diese Erkenntnis trifft mich wie der Blitz, der sicher gleich hier einschlagen wird, ob der Ungeheuerlickeit des Gedankens. Doch nichts rührt sich.
Ein Kind noch, wenig geschwätzig, klopft mein Herz hörbar, droht aus der Brust zu springen. Reglos stehe ich in der kleinen Kapelle des Waisenhauses. Es tobt ein Gewitter über dem Hügel. Schwester Spinola, die einzig gütige unter all den Bräuten Gottes, gab mir den Rat, meine Angst vor grollendem Donner und zuckenden Blitzen wegzubeten. Sie ist lieb, aber sicher weiß sie nicht, dass all meine Gebete nicht helfen werden, nie geholfen haben.
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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(2)
Heute ist alles anders. Mama verhält sich so seltsam. Ich weine, will bei meinen Brüdern bleiben, die draußen mit den anderen Kindern spielen. "Du bist noch zu klein, mein Schatz! Komm, wir sind ja gleich wieder zurück." Ich zerre an ihrer Hand, während Mama meinem großen Bruder bedeutet, auf seinen kleinen Bruder achtzugeben. Schimpfen, Schreien, Weinen nichts hilft. Der kurze Weg zum Coop wird zur Ewigkeit. Plötzlich lässt Mama mich los, reißt in unbändiger Wut das Gemüse aus den Kisten, die vor dem Laden aufgereiht sind, schmeißt es auf die Straße und die Kisten hinterher. Sie hält eine zornige Rede, deren Inhalt ich nicht wirklich begreife, nur ihr Schrei nach Gerechtigkeit bleibt mir im Gedächtnis.
Ihre Worte und ihr Anblick verwirren mich. So habe ich sie noch nie gesehen, und so, wie sie einmal gewesen ist, werde ich sie nie wieder sehen. Doch das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln versuche ich meine Mutter zur Ruhe zu bringen. Stelle mich vor die Kisten, fasse nach ihren Händen, flehe: "Nein, Mama! Nein! Mach das nicht! Lass uns gehen, Mama!"
Doch Mama nimmt mich nicht mehr wahr. Irgendwann ist ein Krankenwagen da, eine neugierige Menschenmenge und Papa, der mich auf den Arm nimmt, nach Hause trägt und tröstet.
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Sehr eindringlich und beklemmend. Und doch will man wissen. Wie geht es weiter?
Sirius
Reset the World!
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Liebe Lotte,
nun ist (2) auch da. Ich hab mir gestern alles nochmal durchgelesen. Sehr bedrückend deine Geschichte.
Der Schreibstil gefällt mir. Auch, dass die Reihenfolge "durcheinander" ist. So sollte ich mit meiner Geschichte auch verfahren,
falls mir eben eher was zum Schluss einfällt. Ich neige dazu, Geschichten von Anfang bis zum Ende zu schreiben.
Da brauch ich mich ja nicht wundern, wenn alle nur anfangen... Bei Gedichten ist das eher andersrum, oft habe ich zuerst die Pointe.
Was ich eigentlich sagen will, schreib bitte weiter.
Leo liebe Grüße schickt
Schreiben macht schön.
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