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Charles Lewinsky rennt mit seinem neuen Roman offene Türen ein Schriftsteller seien alles geniale Lügner, behauptet wortreich der Erzähler in dem Roman «Der Stotterer». Braucht man darum Lewinskys neues Buch zu lesen?
Das hätte ein genialer Einfall für einen Roman sein können: Ein Stotterer wird zum Bestseller-Autor. Er kann zwar kaum einen geraden Satz sprechen, dafür umso flotter schreiben. Er ist gehemmt, wenn er den Mund aufmacht, aber völlig enthemmt, wenn er leeres Papier vor sich hat. Nun ja, so genial ist der Einfall vielleicht auch wieder nicht: Solche Gegensätze haben immer etwas Reizvolles. Und Beispiele gibt es in der Realität auch: Wer je gehört hatte, wie mühselig Johannes Mario Simmel seine Sätze formulierte, wunderte sich, wie er einen Bestseller nach dem anderen hatte schreiben können. Nun denn, das gibt's. Und Charles Lewinsky hat jetzt einen solchen Stotterer in seinem gleichnamigen Roman erfunden. Besser würde man sagen: Er hat ihm Platz eingeräumt, damit er aus seinem Leben erzählen kann. Und wenn dessen Tinte einmal fliesst, gibt es kein Halten mehr. Lewinsky lässt den Stotterer Johannes Hosea Stärckle – was für ein Schicksal, mit diesem Namen durchs Leben gehen zu müssen – auf der ersten Seite seines Romans auf die Leserinnen und Leser los. Und das hört dann nicht mehr auf bis kurz nach Seite 400.
Stärckle hat nicht nur ein ungebremstes, zwanghaftes Mitteilungsbedürfnis, er hat auch alle Zeit der Welt. Denn er sitzt im Knast, wo er eine Gefängnisstrafe verbüsst, weil er in Briefen an alte wohlhabende Damen ein wenig geflunkert hatte zwecks Aufbesserung seiner lamentablen finanziellen Situation. Die Damen waren zwar glücklich über den wiedergefundenen Enkel, die Justiz fand es trotzdem nicht recht, griff ein und beraubte Stärckle der Freiheit und die Damen ihres späten Glücks.