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RE: Bürger

#1 von weegee , 19.05.2019 21:19

Können nicht
aus ihrer Kapsel raus

Nachts bei kränklichem Licht
ihre Hirne krampfen ballen

Nachts bei steinernem Licht
ihre Plastikläden fallen

Kommen nicht
aus ihren Häuten raus

Bis sie belangloser Tag
ohne Laut aus Lehnstuhl knallen

(weegee)


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
weegee
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RE: Bürger

#2 von Frollein a. , 19.05.2019 22:35

Lieber Jörn,

Mir gefällt an deinem Gedicht das Zusammenspiel von Plastik und Haut. Das unterstreicht die Frage, die mir sofort durch den Kopf schoss: wer sind diese Menschen in ihren Häuten, eng anliegend, gut verschlossen?

Irgendetwas stimmt mit der vorletzten Zeile nicht, guck noch mal drüber.

Lyrische Grüße

Frollein a.

Ach - und ich weiß nicht, ob solche Menschen knallen. Ich stelle mir das Geräusch subtiler vor

 
Frollein a.
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RE: Bürger

#3 von weegee , 20.05.2019 13:36

Liebe Ann,

ich hab's befürchtet, dass es ohne Kommata schief geht:

Bis sie, belangloser Tag,
ohne Laut aus Lehnstuhl knallen

Für mich ein sehr drängendes Problem: Die Unfähigkeit vieler, aus ihrer Blase herauszutreten, zu reden anstatt zu texten.

Vielen lieben Dank für's Lesen und Kommentieren, Ann. Da liegt mir viel dran.

Jörn


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
weegee
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RE: Bürger

#4 von Sirius , 20.05.2019 19:30

Bürger

Die Menschen haben keine eigene Meinung mehr, die sie vertreten, sie sind zu Kopfnickern geworden, sie nehmen auch keine Argumente mehr an, die nicht mit ihrem Egoismus konform laufen.
Sonst wäre die menschenverachtende Politik samt unserer verkommenen Gesellschaft gar nicht möglich.
Andere wiederum sind stumm geworden, weil Argumente nichts mehr bringen, und haben resigniert.
Dein feines Gedicht trifft die seelische Apathie der Angesprochenen sehr gut und ist leider auch ein Erkennungsmerkmal unserer Zeit.

Sirius


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