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Mondbeben

#1 von Sirius , 13.05.2020 17:21

Schmerzhaft und magisch schön: "Mondbeben" von Ludwig Fels

Helen und Olav haben es dorthin geschafft, wohin sich viele träumen. Eine Insel mit blauem Meer und weiten Stränden, auf der sie - dank einer unerwarteten Erbschaft - ein Haus kaufen können. "Wir sind hier richtig", sagt Olav, immer wieder, fast so oft, wie er ihr sagt, dass er sie liebt. Und wenn die Liebe so in Ordnung ist wie bei diesen beiden, und die Umgebung so traumhaft schön - was kann da noch passieren?

Alles. An einem der ersten Abende werden sie im Hotel von einer Prostituierten attackiert, die Helen mit dem Stöckelschuh ins Auge schlägt. Kliniken auf der Insel und erst recht auf dem Festland sind belagert von verletzten und zerschossenen Menschen.
Wie sich bald erweist, ist die Insel eine künstliche, für Touristen von den politischen Schrecken des Landes freigehaltene Blase. "Wenig später gingen sie am Rand der Schottertrasse zur Küstenstraße und fühlten sich, als wären sie über Abgründe von Schweigen gesprungen, jubelnd, mindestens. Die Abgase der Mopedgeschwader färbten das Sonnenlicht grau, und die Taxis, von denen sie mit der Lichthupe angeblinkt wurden, glichen stinkenden Särgen aus Blech... Die Schwerverletzten waren auf Decken und Tücher gebettet, manche sangen, weinten, mit verschmierten Gesichtern, andere schlugen mit Fäusten auf den Boden." Im leeren Pool ihres Hauses spielen Straßenkinder, die ein Äffchen an einer Kette aus Stacheldraht mitschleifen. Radikal verwahrlost, unempfindlich gegen Schmerz und Ablehnung, scheinen diese Kinder aus nichts als aus Überlebensmechanismen zu bestehen.

Es ist ein schneller und schockierender Weg von "alles ist gut" bis zur drohenden Katastrophe. Dem Leid der Welt, das sich verstörenderweise auch in diesem als Refugium gedachten Flecken verdichtet, das mit Geld erkaufte private Glück und die große Liebe entgegensetzen zu wollen, ist wie ein Tropfen Wasser, der auf einer heißen Herdplatte verzischt.

Weiterlesen:

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten...udwig-Fels.html


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Sirius
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