Hans Joachim Schädlich „Die Villa“: Was bleibt
„Die Villa“, ein karger, aber substanzieller Familienroman von Hans Joachim Schädlich.
Hans Joachim Schädlichs Buch „Die Villa“ erzählt aus der naturgemäßen Stumm- und Starrheit eines Gebäudes heraus die Geschichte einer Familie. Das Angebot des Eposhaften, das darin liegt, schlägt er geradezu rabiat aus. Das Runde, Umfassende und Erklärende schert ihn nicht, alle Wehmut, die mit einem Haus verbunden sein kann, verbunden ist, in dem man viele Jahre seines Lebens verbracht hat, wird ausgewrungen und ausgetrocknet, bis nur noch die scharfen – manchmal, aber selten ausgefüllten – Umrisse der Menschen und Ereignisse sichtbar sind. Und eben das Haus, das schon vorher da ist (ein Gründerzeitbau von 1890) und nachher irgendwann verschwinden wird.
Steht es nicht unter Denkmalschutz? Durchaus, aber das Amt verlangt nur den Erhalt bestimmter Bestandteile. Man wird sie herausbrechen können, am Ende steht eine entsprechende Liste, und eine Liste ist kein Haus, beantwortet aber stocknüchtern, nein mit einem Hauch von Zynismus die Frage, was bleibt: Einige Teile, die kein Ganzes mehr ergeben. Immerhin hat die Villa zwei Kriege und die DDR überlebt. Erst der gegenwärtige Kapitalismus macht ihr den Garaus.
Schädlich und die Figuren sind allerdings nicht Willens, einem Haus gegenüber sentimentale Gefühle zu entwickeln. Warum ist es dann der Titelheld? Vielleicht weil schemenhafte Erinnerungen an Gebäude, Möbel, Gerüche und Temperaturen in Innenräumen zu den frühen Erinnerungen gehören? Thematisiert wird das nicht. Auch das Sinnliche ist diesem schmalen Buch weitgehend ausgetrieben.
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https://www.fr.de/kultur/literatur/hans-...t-13757192.html
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