Das alte Lied klingt ziemlich kratzig
Seit seinem Roman "Das Geschäftsjahr 1968/69" gilt Bernd Cailloux als Chronist der Achtundsechziger. Nun schickt er einen auf die Suche nach seinem vor 30 Jahren gezeugten Sohn - und scheitert dabei krachend.
...Der Mann, der nach ersten Veröffentlichungen in der Underground-Zeitschrift "Boa Vista" 1986 mit dem Geschichten-Band "Intime Paraden" in den damals noch in Frankfurt ansässigen Suhrkamp-Verlag eintrat, hatte erfolgreich seinen Claim abgesteckt.
Seither fördert er immer neues 68er-Material zutage. Sein neuester Aushub: Der Roman "Der amerikanische Sohn", in welchem er die Geschichte eines stark in die Jahre gekommenen Berliner Schriftstellers und Ex-Achtundsechzigers erzählt, der einst als Geschäftsmann zu Geld und Wohlstand kam, in Hamburg eine Barfrau namens Nina schwängerte und nach deren Verschwinden nach Jamaika gen Berlin weiterzog, wo er Anschluss an die dortige Boheme-Szene fand - und eine neue Identität im Schreiben.
Nun aber, da ihm ein Aufenthaltsstipendium für New York zugesprochen wurde, will der Kerl die Gelegenheit beim Schopf packen - und endlich seinen vor 30 Jahren mit Nina gezeugten Sohn Eno, der lange schon als Internet-Journalist in den USA lebt, dort aufspüren. Wie er sich dabei fühlt? "So wie damals in Düsseldorf als ahnungsloser Twen", natürlich, "no woman, no cry, das alte Lied, nochmal gespielt als Lied der Alten."
Und genau so, nämlich im verkrampft lässigen Verkünder-Ton, spult der 1945 in Erfurt geborene Cailloux sein amerikanisches Abenteuer ab. Seitenweise dröhnt er uns mit im kratzigen Sound viel zu oft gespielter Zappa- und Hendrix-Scheiben dargebotenen USA-Episoden zu. So rumpelt und stottert dieses Altherren-Prosastück schiere 230 Seiten lang durch die amerikanischen Papp-Kulissen.
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...43-08e71c7c8211
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