Ludwig Fels „Mondbeben“: Die Liebe als Trost der Armen
Existentielle Erschütterung unter Palmen: Ludwig Fels’ Roman „Mondbeben“.
Im Grunde schreibt Ludwig Fels seit jeher über jenes Unding namens Liebe, das einem seiner bedeutendsten Romane den Titel gab. 1983 erschien „Ein Unding der Liebe“, die Lebensgeschichte des Georg Bleistein. Der junge Mann aus Franken trägt das Schwere schon im Namen. Seinen unbändigen Hunger nach Liebe stillt er am Esstisch, überwacht von Großmutter und Tante. Sie haben Georgs Mutter wegen ihres freizügigen Lebenswandels verstoßen. Georg macht sich auf die Suche nach ihr, und aus seinem maßlosen Essen erwächst unbändiger Hass. „Ein Unding der Liebe“ endet mit dem dunklen Satz „Die Erde war der fernste Stern“. Der neue Roman „Mondbeben“ wirkt wie ein spätes Echo darauf.
Bereits der frühe unglückliche Held Georg Bleistein wünscht sich einen Bungalow auf einer Südseeinsel und ein Bett aus Palmblättern. Diese exotische Sehnsucht hat der Autor nun seinen Hauptfiguren aus „Mondbeben“ erfüllt: Helen, die einen Onkel beerbt hat, fliegt mit ihrem Mann Olav Ostrander in die Tropen. Auf einer Insel namens Zifere haben sie ein Haus gekauft, das sie nur aus dem Internet kennen. Der Autor hat diese „Insel der Inseln“ aus verschiedenen Weltgegenden konstruiert und eingehend über internationale Finanztransaktionen recherchiert.
Bis die Formalitäten abgewickelt sind, logiert das Paar im Hotel „Rosemilk“. Das klingt nach Orson Welles’ geheimnisumwittertem Codewort „Rosebud“, Rosenknospe. Der Roman erzählt aus der personalen Perspektive von Olav. Vor den anderen Hotelgästen versucht er, seine Alkoholsucht zu verbergen, und vor seiner Gefährtin, dass er offenbar an einer ernsten urologischen Krankheit leidet.
Doch er ist fest entschlossen, Träume und keine Krankheiten mit sich herumzutragen. Der ehemalige Inkassoeintreiber hat Helen einst vor ihrem schlagenden Ex-Mann gerettet. Es handelt sich um die klassische, häufig erotisch besetzte Rettungssituation, allerdings in einer gewalttätigen Variante. Dabei beeindruckt Olavs Wille, Helen allen Widrigkeiten zum Trotz zu lieben: „Wir probieren es einfach, dachte er. Wenn man etwas zu zweit probiert, hat man vielleicht mehr Glück. Weil einer von beiden muss es ja haben, das Glück.“
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