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DAS HOLLÄNDERHAUS

#1 von Sirius , 07.07.2020 17:40

ROMAN „DAS HOLLÄNDERHAUS“
Das Haus, darin sich Schicksale kreuzen
Keine Bleibe ist von Dauer – und doch kann ein Gebäude zum Bezugsort einer Familie werden, über Generationen und Krisen hinweg. Ann Patchett erzählt davon in ihrem neuen Roman „Das Holländerhaus“. Ein Lesevergnügen.

Vor die Tür gesetzt gegen ihren Willen – Danny und seine Schwester Maeve kommen jahrzehntelang nicht über das hinweg, was ihnen als Kindern widerfahren ist. Rauchend sitzen die Conroy-Geschwister im Auto, das sie in Sichtweite ihres früheren Zuhause parken, immer wieder, und schauen zurück auf das „Holländerhaus“, das Ann Patchetts jüngstem Roman seinen Namen gibt.
Besagtes Haus steht weder in Holland, noch ist es im Stil holländischer Backsteinbauten errichtet; es befindet sich in Elkins Park, Pennsylvania, wo in den Goldenen Zwanzigern die Wirtschaftselite Philadelphias sich Prunkvillen für ein Leben wie in „Der große Gatsby“ errichtete. Im Roman ist ein Unternehmerehepaar mit holländischen Wurzeln darunter, das mit Zigaretten ein Vermögen machte und in der Weltwirtschaftskrise fast alles verlor. Bis auf das Haus mit dem europäischen Prachtinventar, in das sich nach dem Tod der VanHoebeeks erst Dannys und Maeves Vater, ein neureicher Immobilienhai der fünfziger Jahre, dann dessen zweite Ehefrau Andrea verliebten. Dass Cyril Conroy sich neu verheiraten konnte, lag einzig daran, dass die erste Frau und Mutter seiner Kinder den Stein gewordenen Luxus nicht ertrug und verschwand. Ein schwacher Trost, dass für die Angestellten die ursprüngliche Mrs. Conroy „eine Heilige“ war, wirkte doch die folgende zerstörerisch wie die böse Stiefmutter im Märchen.

Von Habenichtsen zu Villenbewohnern und zurück und das Ganze noch einmal von vorne: Vordergründig erzählt Ann Patchetts Geschichte, die trotz ihres historischen Settings nahezu zeitlos wirkt, von Aufstieg und Niedergang. Tatsächlich ergründet sie Glück wie Leid familiärer Zwangsbeziehungen und Wahlverwandtschaften, was man als ein fernes Echo ihres preisgekrönten Romans „Bel Canto“ von 2003 auffassen kann, in dem es um südamerikanische Geiselnehmer, ihre Geiseln und das Stockholm-Syndrom ging. In „Das Holländerhaus“ ist das Eigenheim kein Gefängnis, sondern ein transitorischer Ort. Das deutet schon der Umstand an, dass in ihm so viel Glas verbaut wurde, dass man „mitten hindurch“ schauen kann, von der Auffahrt bis in den Garten. Es bleibt Durchgangsstation selbst für diejenigen, die sich mit aller Entschlossenheit darin dauerhaft einnisten wollen, wie die Stiefmutter Andrea.

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https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...s-16830802.html


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Sirius
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