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Bernhard Schlinks Erzählband «Abschiedsfarben» handelt von Schuld und Vergebung, Einsicht und Loslassen. Ein Alterswerk im besten Sinne. Nach «Liebesfluchten» (2000) und «Sommerlügen» (2010) legt Bernhard Schlink nun, erneut im Zehnjahresabstand, seinen dritten Erzählband vor. Der ungemein erfolgreiche Romanautor («Der Vorleser» war dank Oprah Winfreys TV-Show sogar in den USA ein Millionenseller und wurde mit Starbesetzung verfilmt) ist auch ein Könner auf der kürzeren Strecke. Ja, vielleicht kommen seine Qualitäten in diesem Format noch besser zur Geltung.
Zu diesen Qualitäten gehört die Fähigkeit (und die Lust!), moralisch vertrackte Verhältnisse in ihrer ganzen Komplexität und Widersprüchlichkeit zu erfassen und sie aus dem Dunkel der Gefühle ans Licht des Verstandes zu holen. Dazu dient ihm ein messerscharfer Verstand, die Logik des Juristen und ein glasklarer Stil. So liegt die «Unsauberkeit der Welt», wie es einmal heisst, am Ende jeder Erzählung literarisch gut gesäubert vor den Lesern da – gesäubert, aber nicht reduziert, versimpelt oder gar banalisiert. Vielmehr arbeitet der Fall oft nach der Lektüre in einem selbst weiter.
Da trifft Philipp, Autor einer «Geschichte der Hausmusik», nach 50 Jahren seine Jugendliebe Susanne wieder, von der er sich seinerzeit ausgenutzt fühlte: Wollte sie ihn nicht eigentlich ihrem an den Rollstuhl gefesselten Bruder Eduard als Freund und Gefährten zuschieben? Philipp ist damals enttäuscht und gekränkt aus dieser Konstellation geflohen, auch aus der Familie, die ihn herzlich aufgenommen hatte. Jetzt kommt es zur Auseinandersetzung mit Susanne, die ihre Sicht der Dinge – der damaligen, der jetzigen – liefert. Und damit das, was Philipp ein bisschen bequem abgehakt hatte – er als Opfer, sie als Täterin –, wieder aufdröselt.