Thomas Kapielski: „Kotmörtel“ – Verdrehen, weiterspinnen, auslassen
Thomas Kapielski erprobt in „Kotmörtel. Roman eines Schwadronörs“ einmal mehr seinen umwerfenden Wortwitz.
Thomas Kapielski spielt in seinem neuen Roman mit Wortwitz.
Der Protagonist von Thomas Kapielskis Roman „Kotmörtel“ ist Vertreter eigentümlicher Sanitärartikel.
Der Berliner Schriftsteller wählt für seine Handlung einen fiktiven Ort.
Berlin - Zur Arbeit des Rezensenten, also desjenigen, der Bücher liest und darüber schreibt, gehört die Nacherzählungspflicht. Es ist geboten, dem Leser in möglichst prägnanter Form mitzuteilen, um was es in dem behandelten Werk geht. Doch obwohl es im Fall von Thomas Kapielskis neuem Buch „Kotmörtel. Roman eines Schwadronörs“ erstaunlich viel Handlung gibt, kann der Rezensent an der Aufgabe nur scheitern. Man wird nicht fertig mit der Kapielski-Kunst.
Dabei ist die Rahmenhandlung schnell zusammengefasst. Frowalt Hiffenmarkt, so der Name des Ich-Erzählers, verdient sein Geld als Vertreter eigentümlicher Sanitärartikel, und er bereist auf diese Weise die deutsche Provinz zwischen Schweinfurt und Paderborn. Im Emsland in Meppen unterhält er eine geheime Schreibkemenate und, wenn man es genau nimmt, kann er weder von dem Verkauf seiner sonderbaren Bürsten noch vom Geschriebenen leben.
Einen Großteil seiner Energie und Leidenschaft verwendet Frowalt Hiffenmarkt jedoch auf das Abhalten von Bahnhofsvorplatzreden, aber berichten muss er über all dies aus einer Gefängniszelle in Grollstadt-Sauger heraus, ein Ort, der entgegen all der anderen schönen Städte, in die der Händler immer wieder zurückkehrt, eine Erfindung seiner Fantasie ist, auf die wiederum eine insektenartige Brummspezies Einfluss zu nehmen scheint.
Wie es zu der ominösen Verhaftung kam, erfährt man weiter hinten in dem weitschweifigen Roman, der um der Kunst des Abschweifen willens wohl entstanden ist. Frowalt Hiffenmarkt, der sich in kuriose Kurierdienste hat verstricken lassen, findet bald Gefallen an den kriminalistischen Verhören eines räsonierwütigen Kommissars namens Röhr, dem der Leser wohl, zumindest in der hier vorgelegten Fiktion, die gut 400 Seiten Text verdankt.
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https://www.fr.de/kultur/literatur/thoma...k-13841898.html
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