Familienroman von Ilona Hartmann: Tochterschaftstest
Persönlichkeitslücke sucht Füllung: Die Instagram-Schreibkünstlerin Ilona Hartmann erzählt in ihrem Romandebüt "Land in Sicht" mit trockenem Witz vom Suchen und Finden einer Vaterfigur.
"Ich bin dein Vater": Der Satz verheißt selten Gutes. Die entrückte Vaterfigur hat in Film und Literatur Tradition. In Bernhard Schlinks "Die Heimkehr" ist er ein ideologisch verbrämter Juraprofessor, in Graham Swifts "Alias Federball" ein dahinkränkelnder Kriegs(schein)held. Oft verlaufen Suche und Finden des Vaters enttäuschend, führen zur Identitätskrise. Zumindest aber zu irgendeiner Erkenntnis. In "Star Wars" springt Luke Skywalker, nabelt sich ab: Episode V beendet. Was aber, wenn die Suche nach dem Vater so enttäuschend ist, dass sie einfach gar nichts bewirkt.
In ihrem Debütroman "Land in Sicht" schreibt Ilona Hartmann genau darüber. Jana Bühler, eine junge Frau aus Berlin, will ihren Vater finden. Noch vor ihrer Geburt verschwand er. Wo er heute ist, weiß sie nicht. Auf einer Homepage findet sie zufällig sein Foto. Die Bildunterschrift: "Milan, unser 1. Kapitän der MS Mozart". Sein Gesicht ist verpixelt, kaum erkennbar. Jana will ihn sehen.
Ihr Leben hat nur wenige Eckdaten. "Jana Bühler, wahrscheinlich 24 Jahre alt, wohnhaft irgendwo, Adresse vergessen". Ihre Herkunft lässt sich schwer kartieren. Der Vater floh damals aus der Tschechoslowakei. Wo er heute ist? "Unterfernerliefen", sagt die Mutter. Im Atlas nicht mehr auffindbar. In ihrer Berliner Wohnung hält Jana es nicht aus. Die meisten Tage fährt sie mit dem Zug durch Europa, schläft in Hotels, "halb Ich, halb da, halb am Leben".
Irgendetwas fehlt, in ihrer Identität ist ein Loch, der Vater muss die Lösung sein. Jana bucht eine Schiffsreise mit der MS Mozart, die Donau entlang. Überlegt, wie sie ihren Vater, den Kapitän, dort kennenlernen kann. Und dann steht er eines Tages vor ihr wie ein abgenutztes Klischee: rotes Sakko, Schuhe aus Krokodillederimitat, um ihn der Duft von Moschus. "Ich bin deine Tochter. Übrigens."
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...49-75b15e6f1f1f
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