Alles so schön grün hier
Etikett Kathrin Hartmann klärt in „Die Grüne Lüge“ über das Greenwashing der Konzerne auf
Die gepflegte Hand, die blasierte Hand, die ganz bewusst das Bio-Produkt aus fairem Handel wählt, lässt sich am leichtesten betrügen: „Je gebildeter die Zielgruppe, je schädlicher das Produkt ist und je absurder das daran geknüpfte Öko-Versprechen, je offensichtlicher also die grüne Lüge ist, desto eher wird sie geglaubt“, schreibt Kathrin Hartmann in ihrem neuen Buch.
„Wir können eine gerechtere und nachhaltigere Welt für uns alle schaffen", plappert Unilever. „Nachhaltigkeit ist ein Teil unserer Strategie", plappert IKEA.
Die Konzerne, die sonst vor lauter Innovation und Kreativität nicht gehen können, haben den Wortschatz des erbosten Oberförsters vor dreißig Jahren geklaut. Kritischen Geist aufzusaugen und zu zähmen ist eine unbestreitbare Fähigkeit des Kapitals. Freilich hat das Bioblabla nur einen milden Bezug zur Wirklichkeit.
Hartmann untersucht nun, welche katastrophalen Auswirkungen das Greenwashing auf Umwelt, Arbeit und Bewusstsein hat.
Damit Greeenwashing klappt, muss es mit einem Tropfen Wahrheit gesalbt werden. Als Beispiel wählt Hartmann BP. Die Mineralölfirma schminkte sich ein neues Image an, das um ein vielfaches teurer war, als die paar Solaranlagen auf Tankstellen. Dazu gab es einen neuen Namen: von British Petroleum zu Beyond Petroleum. BP propagiert eine „Low-Carb-Diät“– was auch immer das bedeuten mag –, verlieh der Windkraft Flügel und steckte die Kraft der Sonne in die Zelle. BP stand kurz davor, uns zu ethischen Konsumenten zu optimieren. Dann passierte im April 2010 die Sache mit Deepwater Horizon, einer Ölplattform im Golf von Mexiko. Elf Arbeiter starben, 780 Millionen Öl flossen ins Meer.
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