Peter Terrin: Alles Blau der Welt
Peter Terrins neuer Roman „Alles Blau der Welt“ erzählt von der schwierigen Suche nach dem eigenen Ich.
Carla und Simon lernen sich in einem Schwimmbadcafé kennen, dem „Azzurra“. Carla, die dort arbeitet, ist einundvierzig und mit John verheiratet. Simon, 22 Jahre jünger als Carla, hat gerade sein Studium abgebrochen. Nach nur kurzer Zeit verlieben sich beide ineinander.
Das ist das Herzstück von Terrins neuem Roman. Ursprünglich als Theaterstück namens „Azzurra“ konzipiert, erzählt der flämische Autor in „Alles Blau der Welt“ die Geschichte dieses ungleichen Paares nun weiter.
Simon steht aufgrund seines jungen Alters unter Druck. Er muss wichtige Entscheidungen treffen: studieren, heiraten, ein Haus bauen? Wenn es nach seinen Eltern ginge, sollte er am liebsten ins Haus nebenan einziehen. „Dein Vater und ich haben auf dem Sparbuch ein bisschen Geld für dich liegen, damit kannst du das letzte Grundstück von Bauer Tuyt kaufen, und es reicht auch noch für die Notarkosten und den Vorschuss für den Bauunternehmer.“ Simon jedoch will raus aus dem vorgeplanten kleinbürgerlichen Leben. Er bricht das Studium ab und beginnt seine Affäre mit Carla.
Deren Mann John ist ein LKW-Fahrer, dem auch schon mal die Hand ausrutscht. Als eigentlicher Eigentümer der Schwimmbadkneipe hat er Carla dort zur Barfrau ernannt. Sie war es auch, die dem Lokal dessen Namen gab: „Azzurra“ (italienisch für blau), als Erinnerung an ihre italienischen Wurzeln. Es kurieren so einige Gerüchte um Carlas Herkunft und ihren mafiösen Vater. Sie selbst soll auch eine dunkle Vergangenheit haben. John hat Carla aufgefangen, sie gewissermaßen gerettet. Und doch will sie raus aus ihrem derzeitigen Leben, hat Sehnsucht nach Italien: „Du bist keine Italienerin, du bist hier geboren. John sagt: Blaues Wasser gibt es nicht, Wasser hat keine Farbe. Das weiß ich, sagt Carla, aber trotzdem ist das Meer in Italien blau. Wenn man mit der Hand Wasser schöpft, kann man es sehen. Alles Blau der Welt hat Gott in Italien aus dem Meer genommen.“
Als sich Simon und Carla begegnen, scheint es, als hätten beide viele Mauern einzureißen. Sie stecken fest: Carla bei John; Simon bei seinen Eltern. Die Liebe ermöglicht beiden, aus der Welt zu verschwinden. Eine sehr sexuelle Leidenschaft entsteht. Sobald Simon bei Carla ist, muss er nicht nachdenken. Alles geht wie von selbst: „Jetzt kommt’s, ich spür es, und alles verstummt, und in diesem Vakuum sieht er etwas, eine Veränderung in Carlas Gesicht.“ Carla entkommt ihrer Vergangenheit und Simon seiner Zukunft.
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