Jan Peter Bremer: Nachhausekommen
Der 1965 in Berlin geborene Schriftsteller Jan Peter Bremer erzählt in einem melancholischen Ton von einer Kindheit, die einerseits ganz behütet war, andererseits problematische Bedingungen darstellte.
von Annemarie Stoltenberg
In seinem Roman "Der junge Doktorand" war Jan Peter Bremer eine bittersüße Satire auf einen Künstler geglückt, den ein enorm starker Genieverdacht gegen sich selbst auszeichnete. In dieser Künstlerfigur konnte man den Vater Uwe Bremer zumindest als Vorbild unschwer erkennen. Vielleicht werden irgendwann Germanisten versuchen herauszufinden, ob die Reaktion innerhalb der Familie auf diesen Roman Einfluss hatte, auf den neuen Roman, der jetzt mit dem Titel "Nachhausekommen" erscheint.
"Dieses ganze Grundstück war eigentlich wie ein Paradies", erinnert sich Bremer. "Wenn Fremde kamen oder Besuch und die mich auf diesem Grundstück gesehen haben, dann haben alle immer gedacht - und das wurde mir dann auch immer gesagt - dass man wie im Paradies aufwächst. Wenn ich nicht allein gewesen wäre, wäre es vielleicht tatsächlich wie so eine Art Paradies gewesen. Aber dadurch, dass ich alleine war und dieses Grundstück auf kindliche Art alleine bespielen musste, hatte das was sehr Einsames. Wenn man aber als Kind immer gesagt bekommt: "Du wohnst ja hier wie im Paradies" oder "So eine schöne Kindheit kann man sich ja gar nicht ausdenken, wie du sie hast", man es aber gar nicht so empfindet, bezieht man das auch auf sich und bekommt Schuldgefühle, dass man noch nicht einmal dieses Glück, was ja so offensichtlich da ist, nachempfinden kann. Da stolpert man über ganz merkwürdige Sachen."
Es ist ein unglaublich einsames Kind, von dem Jan Peter Bremer in seinem Roman erzählt. Zu der Einsamkeit kommt eine höchst feindliche Außenwelt hinzu. In dem kleinen niedersächsischen Dorf wird die seltsame Künstlergruppe, die sich auf Schloss Gümse trifft und dort lebt, mit großem Misstrauen beobachtet und das wird natürlich an die Kinder weitergegeben. Das Kind findet kaum Spielkameraden und wird gequält und ausgegrenzt. Es versucht tapfer, sich zu behaupten und erlebt das, was viele Kinder der sogenannten 68er-Generation mit ihm teilen: den Wunsch nach einer unauffälligen Familie. Wobei das Kind es zu Hause auch genauso wahrnimmt: "Eigentlich wie in einer ganz klassischen kleinen Familie", erzählt Bremer. "Der Vater arbeitet und verdient das Geld und die Mutter macht im Prinzip alles andere, den Haushalt. Der Vater empfängt die Gäste, aber die Mutter macht alles drumherum, damit es den Gästen auch gut geht. Natürlich kümmert sich die Mutter auch um das Kind."
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