Jessie Greengrass: Und dann verschwand die Zeit
Vier Personen versuchen in einer Welt zu existieren, die unbewohnbar geworden ist. Autorin Jessie Greengrass zeigt uns in schnörkelloser Sprache ihre Verzweiflung.
Caro, ihr kleiner Bruder Pauly, Sally und deren Vater Grady – sie sind eine zusammengewürfelte Schicksalsgemeinschaft, die an der englischen Küste gestrandet ist. In High House, früher ein Ferienhaus, haben sie Zuflucht gefunden vor Überflutungen, vor Wirbelstürmen, vor Starkregen. Immer mehr Teile der Welt sind unbewohnbar geworden, doch High House ist eine Insel, der für sie einzige sichere Ort. Völlig abgeschnitten von anderen Menschen und von einer Außenwelt, von der keiner weiß, ob sie überhaupt noch existiert, versuchen sie zu überleben.
Von Sallys Turnschuhen sind nur noch Fetzen übrig, ihre Kleidung ist zerschlissen. Die Vier müssen sich um ihre Vorräte kümmern, Getreide anbauen, Obst konservieren und Saatgut zur Seite legen. Zuerst glücklich, überlebt zu haben, wird ihr Leben immer härter und entbehrungsreicher. Es ist keine schöne, glückliche Welt, die Autorin Jessie Greengrass in ihrem Roman über die Klimakrise beschreibt. Es ist aber auch keine dystopische Welt. In klarer, präziser Sprache erzählt sie, wie die vier Hauptcharaktere auf das Wesentlich zurückgeworfen werden. Was bleibt, wenn man völlig auf sich allein gestellt ist, wenn nichts mehr rund um einen existiert? Greengrass blickt tief in die Seele ihrer Protagonisten und lässt uns an deren Einsamkeit, Verzweiflung und Trostlosigkeit teilhaben. Überzeugend.
Jessie Greengrass: „Und dann verschwand die Zeit“, übersetzt von Andrea O‘Brian, Kiepenheuer & Witsch, 288 Seiten, 23,50 Euro
https://www.diepresse.com/13444648/die-welt-ist-nicht-mehr
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