Inger-Maria Mahlke: Unsereins
Inger-Maria Mahlke hat die Handlung ihres historischen Familienromans in Lübeck, wenige Jahre nach Thomas Manns "Buddenbrooks", angesetzt. In ihrem Werk stellt sie die Frauen in den Vordergrund, die in Manns Roman wenig beachtet werden.
von Katja Weise
Ist es möglich, einen Familienroman über Lübeck zu schreiben, ohne an die "Buddenbrooks" von Thomas Mann zu denken? Wohl kaum. Insofern ist es klug, wie Inger-Maria Mahlke mit diesem literarischen Schwergewicht umgeht. Sie bezieht es mit ein. Die Erzählung beginnt im Jahr 1890, einige Jahre nach dem Ende der "Buddenbrooks". 1890 ist Thomas, "Tomy", 15 Jahre alt. Die Mitschüler nennen ihn spöttisch "Pfau" - allzu gern lässt er sich bewundern.
In "Unsereins" geht es um das, "was Thomas Mann prägte und was in die 'Buddenbrooks' eingeflossen ist", erklärt Inger-Maria Mahlke. "Es geht mir sehr stark um dieses konservative, auch recht antisemitische Milieu, in dem Thomas Mann groß geworden ist. Diese Haltung sieht man auch in den Personenbeschreibungen oder den Beschreibungen von politischen Vorgängen in den 'Buddenbrooks'."
Im Mittelpunkt des Romans steht die gut situierte jüdische Familie Lindhorst mit ihren acht Kindern. Mahlke begleitet sie bis ins Jahr 1906. Aber nicht nur sie: Sie zeigt auch das Leben der Dienstboten. Ida, das Mädchen, muss rund um die Uhr zur Verfügung stehen, ist den Launen der Herrschaft schutzlos ausgesetzt.
Nach Jahren meldet sie sich heimlich zu einem Stenokurs an: "Die Hoffnung von Ida ist, durch einen Job als Tippmamsell - das war die erste Bezeichnung für Sekretärin oder für Frauen, die im Büro arbeiteten - ein selbstgestaltetes Leben führen zu können", sagt Inger-Maria Mahlke. "Mit einer Tür, die sie schließen kann und an die ein Mensch klopfen muss, wenn er etwas möchte."
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https://www.ndr.de/kultur/buch/buchdesmo...sereins100.html
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